und unsere Gemeinschaft der Gemeinden
von Peter Sieben
Als vor einigen Wochen die Rur nach langer Zeit wieder einmal über die Ufer trat, rief dieses Ereignis in manchen Ratheimern Erinnerungen wach, die weit in der Vergangenheit liegen.
Dort, wo heute Hunderte Menschen und Kraftfahrzeuge die Brücke überqueren, bestand bis zum Januar 1945 eine Überführung, die lediglich aus Holz bestand und sich auch noch
im Privatbesitz befand.
Da es zur damaligen Zeit noch nicht so viele Kraftfahrzeuge gab, die schnell auf eine andere Überfahrt ausweichen konnten, war diese Brücke, genau wie heute, zwischen Hilfarth und
Orsbeck die einzige Möglichkeit, die Rur trockenen Fußes zu überqueren.
Wie schon erwähnt, befand sich diese Brücke im Privatbesitz (Fam. Weith-Stein). Die Gebühr zur Überquerung betrug zur damaligen Zeit fünf Reichspfennige für Fußgänger und zehn Reichspfennige für Fahrzeuge. Diesen Gebühren konnte man ausweichen, indem man auf ein bis zwei Gläschen Bier oder Schnaps in die dortige Gaststätte ging, die ebenfalls der Fam. Weith-Stein gehörte. Natürlich wurde diese Möglichkeit weitaus mehr bevorzugt, als die Entrichtung der geforderten Gebühren.
Diese Holzbrücke war fast in jedem Jahr zur Schneeschmelze vom Einsturz gefährdet. Das Treibgut, das mit der Strömung angeschwemmt wurde, setzte sich vor die Stützen der Brücke und übte einen solchen Druck auf diese Stützen aus, dass die Standfestigkeit der Brücke gefährdet war. Dann wurde die freiwillige Feuerwehr Ratheim über diesen Notstand alarmiert, so dass diese die Bergungsarbeiten des Treibgutes übernahm. Der Einsatz gestaltete sich wie folgt: An Seilen wurden Feuerwehrmänner in Richtung Gefahrenzone herabgelassen. Sie waren mit Sägen und Äxten ausgerüstet, um mit diesen Werkzeugen die sperrigen Holzäste und –stämme zu zerkleinern und aus dem Wasser zu holen.
Bei diesen Einsätzen musste man Erfahrung und Geschick aufbringen, um sich mit den Kräften der Rur anlegen zu können. Im ungleichen Kräftemessen schnitten die Feuerwehrmänner Thelen und Jeurissen (besser bekannt als „Holländer Jupp" ) durch ihre Umsicht und Geschicklichkeit besonders gut ab.
Nachdem jedoch die Holzbrücke im Januar 1945 durch Kriegseinflüsse zerstört und in den Jahren danach eine neue Steinbrücke von der Provinzialverwaltung Rheinland gebaut
wurde, entfiel dieser Übelstand, was jedoch nicht bedeutete, dass die Feuerwehr arbeitslos geworden ist.
(aus dem Pfarrbrief Ostern 2002)
vgl. auch den Eintrag für 1827 in der Ratheimer Chronik