Pfarrgemeinde St. Johannes d.T. Ratheim 

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Kobbendahl bei Ratheim

aus dem Nachlass von Peter Knippertz (Quelle unbekannt, ca. 1960?)
 

Das Lehngut Kobbendahl liegt nördlich von Millich, westlich von Schaufenberg und östlich von Ratheim-Busch am Fuße des nordöstlichen Rurtal-Höhenrandes. Die Höhe, die dem Hofe nahe lag, heißt heute noch Kobbendahlerberg.

Über den Ursprung des Gutes Kobbendahl ist nicht viel bekannt, da entsprechende Urkunden nicht vorliegen. Es stammt wohl aus dem frühen Mittelalter, denn aus dem 14. Jahrhundert finden sich Spuren seines Bestehens. Aus einer alten Rechnung ist zu erfahren, dass das Haus Kobbendahl bei Rottheim 1385 mit zu den Geschenken (bestehend aus Honig und Met) für die Herzogin von Brabant und den Herzog von Jülich beigetragen hat. Diese Tatsache beweist zugleich, dass Kobbendahl ein Lehngut war. Ein in einem Kaufakt angeführter Pachtvertrag ist aus dem Jahre 1434.

Noch weniger lässt sich über die ersten Bewohner sagen. Dass die Familie Knorr schon im 16. Jahrhundert Pächter des Kobbendahler Gutes war, zeigt eine Notiz in einem alten Gebetbuch, welche lautet:

"Franz Knorr auf Kobbendahl
1527, 12 August"

Ein Abkömmling der genannten Familie namens Johann Heinrich Knorr heiratete im letzten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts die Freiherrin Ferdinande Margarethe von Beek vom Hause Wedau und kaufte mit ihr im Jahre 1713 den ganzen Hof mit allen Rechten und Gerechtsame, als da waren:

Das Gut Kobbendahl bestand im 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts aus zwei Höfen. Sie lagen nahe zusammen und hießen ihrer Lage nach der "obere" und der "untere" Hof.
Der obere Hof lag auf der Parzelle, die im Kataster (Flurbuch) mit Flur drei, Nr. 286/85 bezeichnet ist und der untere Hof auf der Parzelle, die in der Flurkarte Ratheim mit Flur drei, Nr. 283/89 und 283/90 bezeichnet ist. Beide Häuser hatten Haupteinfahrt bzw. Eingang gegen Westen und waren von Gemüse- und Baumgärten umgeben; hohe Buchenhecken umschlossen die Gärten.
Das ganze Gut Kobbendahl lag in einem geschlossenen Areal. Seine Grenzen gegen Osten und Südosten waren Flur 4 und 5, gegen Süden und Südwesten Flur 6 und 7, von welcher lt. eines im Jahre 1742 abgeschlossenen Kaufaktes noch Teile zu Kobbendahl gehörten. Gegen Westen und Nordwesten begrenzten Flur 7 und 2, gegen Norden Flur 2 und gegen Nordosten die Gemeinde Kleingladbach das Kobbendahler Areal.
Die zwei Hektar, welche im Bereich des Mahrhofs lagen, waren der Steuer bar und sind später durch Heirat mit Kobbendahl vereinigt worden. Dadurch ist die Annahme, dass Kobbendahl früher mit Mahrhof verbunden gewesen sein soll, hinfällig. Eher scheint derselbe mit Bergerhof bei Kleingladbach vereinigt gewesen zu sein, da ein Artikel in einem Kaufakt von einer Lieferung an den Frohnhof zu Kleingladbach spricht, welcher der Bergerhof war. Auf dem Bergerhof hat ein Heinrich Knorr gewohnt, von welchem die Familie Beckers in Ratheim-Busch mütterlicherseits abstammt.

Nachdem der Grundbesitz der Familie Knorr auf Kobbendahl sich immerfort verkleinert hatte wurden die beiden Höfe in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts verkauft und bald danach abgebrochen.


Sagenumwoben ist die Kobbendahler Höhe. Weiter bergwärts, hinter der Stätte des einstigen Gutes findet sich im Busche eine weite, runde Vertiefung, die "Gabskaul" - vom Volksmund auch "Gotteskaul" genannt wird. Es ist eine amphitheaterähnliche Aushöhlung des Berges, von Menschenhand geschaffen. Unseren heidnischen Vorfahren soll sie als Götterhain gedient haben - daher der Name "Gotteskaul".

Auch soll nach einer alten Sage hier ein heidnischer Feldherr "mit der Rüstung auf dem Pferde" begraben sein. Unbekannt, wie Alarichs Grab, ist auch der genaue Ort dieser Grabstätte. Der kleine Rinwall im Eichenhag, der heute noch auf der Kobbendahler Höhe zu sehen ist, ist mir als diese Grabstätte bezeichnet worden - doch ist dieses ein Irrtum. Dort im Eichengebüsch war die Fuchsfalle der Jäger vom Gute Kobbendahl. Sie hatten daselbst eine tiefe, sich nach unten verbreiternde Grube gegraben; auf eine schwache Reisigdecke banden sie zur Nacht eine lebende Gans und lockten so Meister Reineke ins sichere Verderben.

Andere eigentümliche Bodenausgrabungen in diesem Gebiet scheinen in der Zeit der Kämpfe an der Rur entstanden zu sein.


Der Kobbendahler Hof ist wieder neu erstanden. Auf dem Wege der Aussiedlung hat der Landwirt Karl Moll, der wohl von dem benannten früheren Besitzer ein entfernter Verwandter ist, dort einen modernen Bauernhof erbaut.