Pfarrgemeinde St. Johannes d.T. Ratheim 

und unsere Gemeinschaft der Gemeinden


Die Gräber

von Heinrich Dentel


In der Kirche in Ratheim wurden folgende Personen beigesetzt:

Grundriss der Pfarrkirche mit Gräbern

1. Es war das Recht der Pastöre, an den Stufen des Hochaltars begraben zu werden, wie es bei Pastor Sauer (1770-1777) im Totenbuch ausdrücklich gesagt wird. Bei der Erweiterung der Kirche um 1500 wurde auch das Chor erweitert und der Altar wohl zurückversetzt, so dass wir zwei Begräbnisstätten der Pastöre im Chor annehmen können.  

2. Ebenso werden im Chor beigesetzt die Patronatsherren und ihre Familien. Es sind das die Herren von Haus Hall. Nach Aussage des Barons von Spaen, Kanzlei des Hohen Adelsrats in Haag in Holland, befanden sich vier Wappen in der Kirche von Ratheim diese Gräber betreffend, darunter das der Herren von Vischenich; auch eines mit einem einfachen Kreuz, wie es die von Rothem führten. Ich konnte nicht feststellen, ob es das derer von Rothem ist. — Als Gerhard von Olmißen genannt Mülstroe 1668 das Patronatsrecht verkaufte, behielt er das Recht des Begräbnisses in der Kirche und das des Kirchenstuhles. Sein Sohn Gerhard Caspar Wilhelm Ludwig konnte zwar das Patronatsrecht nicht mehr zurück erwerben, aber er baute dann die Gruft der Herren von Haus Hall (um 1700) genau vor dem Chor der alten Kirche.

3. An den Altären der Kirche zu Ehren der Heiligen Nikolaus, Laurentius und Katharina, hatten die Vikare dieser Altäre das Recht des Begräbnisses. Da die Altäre aber wenig begütert waren und meist von auswärtigen Priestern versehen wurden, ist von diesem Recht kaum Gebrauch gemacht worden.

4. Unten in der Kirche, unterhalb der Gruft der Herren von Haus Hall, hatte der Hof Kobbenthal sein Begräbnisrecht. Auch von diesem Recht wird wenig Gebrauch gemacht worden sein, da die Besitzer meist auswärtig wohnten. Als aber Heinrich Knorr aus Brachelen und seine Frau Ferdinande Freiin von Beeck von Gut Wedau bei Brachelen 1713 den Hof kauften und dort wohnten, änderte sich das. Sie und ihre Nachkommen auf dem Hof wurden unten in der Kirche begraben. Der Kaufkontrakt befindet sich im Archiv von Haus Hall, darin ist das Erbbegräbnis in der Kirche ausdrücklich erwähnt. 1723 starb Ferdinande Knorr geb. Beeck und wurde in der Kirche begraben.  

5. Im Seitenschiff hatte die Familie Dorst ihr Erbbegräbnis mit einem schönen Grabstein; 1775 wird das ausdrücklich beim Begräbnis von Franz Dorst gesagt. Er wurde begraben „sub lapide" (d. h. unter dem Stein, d. Red.) inmitten des Seitenschiffes. — 1771 wird Cornelia Hermanns, die Frau des Wilhelm Schippers, Halfe auf dem Krickelberger Hof, im Seitenschiff am Fuße des Katharinenalters beigesetzt. War sie Wohltäterin der Kirche? Oder hat es einen Zusammenhang mit der Familie von Rothem gegeben, die der Überlieferung nach den Altar gestiftet hatte und in Krickelberg-Stillewasser begütert war? Wir wissen es nicht.  

6. 1735 wird der Junggeselle Peter Beckers in der Kirche begraben. Er hatte der Kirche eine seidene Fahne geschenkt, die auf der Vorderseite das Bild der Mutter Gottes und auf der Rückseite das Bild des heiligen Johannes zeigte.


Entnommen aus: LATOUR, Hans (Hrsg.) (1973): Beiträge zur Geschichte der Pfarrgemeinde Ratheim. - Eigendruck vom 16.12.1973 anlässlich der Erweiterung der Pfarrkirche.