Pfarrgemeinde St. Johannes d.T. Ratheim 

und unsere Gemeinschaft der Gemeinden

Laudatio zum 25jährigen Ortsjubiläum

von Heinz-Willi Schorn
 

Liebe festlich gestimmte Gemeinde,

im Namen des Kirchenvorstandes und des Pfarrgemeinderates unserer Pfarrgemeinde St. Johannes der Täufer heiße ich Sie und Euch herzlich willkommen.

Besonders begrüßen möchte ich

Ganz besonders herzlich begrüße ich aber unseren Jubilar,
unseren beliebten und geschätzten Pastor Klaus Jansen.


Lieber Herr Jansen,
wir feiern heute den Tag, an dem Sie vor 25 Jahren – es war der 23. Januar 1983 – als Pfarrer in die Gemeinschaft der katholischen Christinnen und Christen von Ratheim eingeführt wurden. Wir freuen uns sehr, dass wir diesen Tag mit Ihnen feiern dürfen und gratulieren Ihnen zu Ihrem Jubiläum von ganzem Herzen.

25 Jahre in einer Gemeinde Pastor zu sein, ...ist eine Seltenheit – heute und ... mehr noch in der Zukunft. Wie uns die Pfarrchronik überliefert, versahen 30 Pastöre seit 1345 ihren Dienst in Ratheim. Diese niedrige Zahl beruht u. a. darauf, dass es viele Priester hier lange ausgehalten haben.
Die beiden Spitzenreiter waren je 48 Jahre, der drittplatzierte 44 Jahre in Ratheim. Sie liegen noch auf Platz acht, können jedoch in drei Jahren auf Platz fünf vorrücken und in sieben Jahren sogar mit Pastor Offermanns gleichziehen und Platz vier der „ewigen Bestenliste“ erreichen.

Sie sind am 22. November 1982 noch nach dem – bis Ende des gleichen Jahres gültigen – alten Kirchenrecht vom damaligen Bischof Klaus Hemmerle mit der Leitung unserer Pfarrgemeinde beauftragt worden, was bedeutet, dass Sie gegen Ihren Willen nur bei schwerwiegenden Verfehlungen versetzt werden können.
Jedoch erst mit der feierlichen Einführung in die Gemeinde – durch den damaligen Dechanten Anton Heffels – wurden Sie rechtlich „Pfarrer von Ratheim“.

Doch lag bis dahin ein weiter und zeitweise auch dorniger Weg bereits hinter Ihnen. 1946 gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester geboren – die ich herzlich mit ihrem Ehemann unter uns begrüße – , wuchsen Sie in Süchteln auf. Ihr Elternhaus war nicht kirchlich eingebunden. Ihr Vater war selbständiger Elektromeister. Ihre Mutter hatte genug zu Hause zu tun, gab es außer Ihnen und Ihrer Schwester auch noch Ihren dreieinhalb Jahre älteren Bruder, der 14 Tage vor Ihrer Priesterweihe leider einer schweren Krankheit erlag.
Und als Ihr Vater starb, waren Sie erst 18. Sie besuchten noch das Jungengymnasium in Viersen. Sie waren kein guter Schüler, wie Sie mir sagten, doch hatten Sie gute Freunde, ...Freunde, die Sie geprägt haben, geprägt haben für Ihr ganzes Leben. Ein Religionslehrer war Ihr großes Vorbild, begeisterter Bergsteiger und musisch begabt. Er ging mit Ihnen und Ihren Schulfreunden „durch dick und dünn“. Sie und Ihre Freunde erlebten dort die starke Gemeinschaft katholischer Schüler im sogenannten ND, einer jesuitisch geformten Gruppierung innerhalb des Bundes der Katholischen Jugend. Bereits mit 17 wurden Sie ihr Jugendleiter und waren verantwortlich für 80 junge Katholiken. Sie bekamen erste Kontakte mit Priestern.
Was Sie besonders faszinierte, war der Umgang mit Menschen. Was Sie jedoch rückblickend vermissten war: Eine Erziehung zum Frieden!

Nach dem Abitur standen drei Berufe auf Ihrer Wunschliste: Lehrer, Offizier oder Priester; denn alle hatten sie mit Menschen zu tun!

Da die Einberufung zur Bundeswehr ohnehin anstand, wollten Sie gleich „zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen“, einerseits den ohnehin fälligen Wehrdienst leisten, andererseits aber auch testen, ob Sie als Berufssoldat geeignet seien. So entschieden Sie sich freiwillig für eine zweijährige Dienstzeit bei der Bundeswehr. Doch schon früh reifte und festigte sich der Entschluss, Priester zu werden. Sie begannen dann im April 1967 in Bonn mit dem Studium der Theologie. Eine fast einjährige schwere Erkrankung zwang Sie schließlich, Ihr Studium ein Jahr später von neuem zu beginnen.

Nach 10 Semestern Studium in Bonn und einem Jahr Priesterseminar in Aachen wurden Sie dann am 16. Februar 1974 im Hohen Dom zu Aachen von Bischof Johannes Pohlschneider zum Priester geweiht. Daran anschließend waren Sie vier Jahre Kaplan in Krefeld-Bockum, zusammen mit Pastor Reger, dem späteren Weihbischof. Es folgten fünf Jahre Kaplanzeit in Mönchengladbach-Odenkirchen.

Dann begann Ihre Ratheimer Zeit.
Ihr Vorgänger, Pfarrer Heinrich Pesch, hatte wesentliche Grundlagen gelegt, auf denen Sie aufbauen konnten. Dies haben Sie immer wieder hervorgehoben – gerade auch in den letzten Tagen, als wir gemeinsam auf 25 Jahre zurückblickten. Auch Pfarrer Pesch wäre heute gerne gekommen, ist jedoch leider verhindert. In einem Brief an unsere Gemeinde schreibt er:

„Liebe Ratheimer!
Zum Ortsjubiläum meines Nachfolgers, Pfr. Klaus Jansen, möchte ich herzlich gratulieren.
Es ist nicht selbstverständlich, den Vorgänger zu einem solchen Jubiläum einzuladen. Ich bin froh über bleibende Kontakte mit Menschen aus der Pfarrei, für die ich aus gesundheitlichen Gründen „nur“ 14 Jahre lang Pastor sein konnte. Wenn es nach meinen Wünschen gegangen wäre, könnte ich in diesem Jahr mein vierzigjähriges Ortsjubiläum feiern.
An der Jubiläumsfeier kann ich nicht teilnehmen, weil ich am 27. und 28.01 bei einem schon vor vielen Monaten festgelegten Treffen bin.
Ich wünsche Ihnen/Euch und meinem Nachfolger noch viele gemeinsame und gute Jahre.

Mit herzlichen Grüßen .... Heinrich Pesch.

Ein schönes Zeugnis für unsere Gemeinde!

Ja – damals war, wie man so sagt „die Welt noch in Ordnung“.
Zwar wehte ein eisiger Wind, als Sie vor 25 Jahren – angeführt von Reitern des Reitervereins – zur Pfarrkirche geführt wurden. Doch gab es noch fünf Gottesdienste an den Wochenenden. Mit Ihnen standen noch zwei pensionierte Priester und zwei hauptamtliche Mitarbeiter für Gottesdienste zur Verfügung. Es war die Zeit, wo Kirchenvorstände vor allem nach den Sitzungen zu wahrer Form aufliefen, unvergessliche Zeiten ... an die Sie sich gern erinnern.
Jede Pfarrgemeinde hatte noch einen Pfarrer. Wer dachte damals daran, dass sich der Priestermangel so dramatisch entwickeln würde.
So übernahmen Sie zeitweise auch Aufgaben in den benachbarten Pfarrgemeinden, vor allem in Brachelen, Kleingladbach, Schaufenberg-Millich und St. Lambertus, Hückelhoven. Auch in den übrigen Pfarrgemeinden unserer Stadt haben Sie in unterschiedlicher Intensität priesterliche Dienste verrichtet und tun das heute – soweit die Kräfte reichen. Die Menschen dort waren und sind sehr froh darüber. Als Zeichen des Dankes wurde Ihnen zum Beispiel einmal eine Jahreskarte für Borussia geschenkt. Selbstverständlich legt ein echter Borussenfan seine Termine dann auch so, dass er nach Möglichkeit alle Heimspiele besuchen kann.
Dankbar sind Ihnen auch, lieber Herr Jansen, die vielen in unserer Region lebenden Menschen, die aus Polen gekommen sind und in unserer Pfarrkirche einmal monatlich eine Messe in polnischer Sprache feiern können.
„Der schönste Beruf der Welt“, wie Sie Ihr Wirken für Gott und die Menschen einmal in einem Gottesdienst bezeichnet haben, er nimmt sie ganz schön in Anspruch, füllt sie aus. Ein erfülltes Leben muss nicht nur Freude sein. Das Annehmen einer schmerzlichen Situation gehört auch dazu. Freud und Leid – zwei Seiten einer Medaille! Auch Ihr Lebensweg und die vielen Lebenswege, die Sie begleitet haben, spiegeln diese Erfahrung wider. Doch haben bei Ihnen die Fröhlichkeit, die Freude, Menschen zu begeistern, aus dem Bauch heraus lachen zu können, also die schönen Dinge des Lebens, ein Übergewicht behalten.
Hier fällt mir Ihre Mutter ein. Eine Frau mit trockenem Humor, mit Lebensfreude, die sich in Ratheim genau so wohlfühlte wie Sie heute noch, und die zu den Menschen gehörte, die Ihnen am meisten bedeuteten. Sie ging mit Ihnen und Sie mit Ihr ... bis an Ihr Lebensende. Sie waren gut zu Ihrer Mutter. Sie hatte übrigens maßgeblichen Anteil an dem, was wir heute feiern.
Doch gab es auch noch andere Gründe, die Ihre Überlegungen durchkreuzten, mit 50 noch einmal in eine andere Pfarrgemeinde zu wechseln und dort eine neue Herausforderung zu suchen. Es war die Zeit, in der die Krise der Zeche begann und ihre drohende Schließung die Menschen ängstigte.

Das Haus der Begegnung war Treffpunkt der „Fraueninitiative Sophia-Jacoba“. Und Sie – als Dechant unserer Bergbaustadt – wollten bei den Menschen bleiben, solidarisch mit ihnen sein. Hier waren Sie sich einig mit unserem leider zu früh verstorbenen Bischof Klaus Hemmerle. Ihre gegenseitige Wertschätzung drückte sich nicht nur darin aus, dass er Sie anrief und sich die beiden „Nikoläuse“ gegenseitig zum Namenstag gratulierten. Für Sie beide hieß und heißt Kirche: „Begegnung, ...heißt Kirche: vor Ort, bei den Menschen sein, heißt Kirche: den Mut haben, gegen den Strom zu schwimmen, aber auch feinfühlig zu sein.

Diese Kirche erlebten auch die Mitarbeiter, die sich in Ratheim auf ihre zukünftigen pastoralen Dienste vorbereiteten. Sie, Herr Jansen, gaben ihnen den notwendigen Freiraum, ihre Talente zu entfalten. Wenn diese Mitarbeiter heute rückblickend – einmal umgekehrt – ihren früheren Dienstherrn „bewerten“, dann liest sich das so:

„Sein größter Pluspunkt ist, andere lassen zu können im Vertrauen darauf, dass sie die Sache gut machen. Er hält eine gute Balance zwischen Bewahren von Traditionen und Experimentieren mit Neuem, hat einen guten Geschmack bei der Auswahl an Geschenken für andere und ... seine Predigten sind gut, wenn er dann laut und deutlich redet. Punkteabzug wäre sein immer wiederkommender Satz: Erinnern Sie mich noch mal daran! - heißt soviel wie: ich werde es gleich wieder vergessen.
Er ist großherzig und großzügig, und wenn es sein muss, gibt er jedem sein letztes Hemd.“

Sie sind, lieber Klaus Jansen, ein Mensch von Kommunikation. Sie sind aber auch gern allein. Doch auch dann brauchen Sie Menschen, an die Sie denken können. „Menschen zueinander bringen, Gott den Menschen nahebringen, einander zu einem erfüllten Leben verhelfen“ sind Leitlinien Ihres priesterlichen Lebens! In diesem Geiste haben – durch Ihr Zeugnis – Menschen wieder zum Glauben und auch zur Kirche zurückgefunden. Glauben muss Freude machen. Diese Freude, diese Leichtigkeit strahlen Sie aus – einigen erscheint sie manchmal etwas zu leicht. Und diese Leichtigkeit, diese fröhliche Atmosphäre spüren wir auch im Gottesdienst.
Auch die Umgestaltung des Kircheninneren diente dazu. So haben Sie zum Beispiel den Weg durch den Mittelgang zum Altar wieder geöffnet. Auf „Tuchfühlung“ mit der Gemeinde Liturgie feiern, wo sich Gott und die Menschen besonders nah sind: Das war und ist Ihnen so wichtig!
Und ...was liegt in diesem Zusammenhang näher, zu spüren und festzustellen:
Ihr Herz, lieber Herr Jansen, Ihr Herz hängt an den Messdienern!
Und dass sie – die Messdiener – Sie mögen, sehen wir an der großen Zahl Ehemaliger, die heute zu Ihrem Jubiläum gekommen sind. Von weither sind sie angereist, um dieses Fest mit Ihnen und uns zu feiern. Es waren und sind Ihre Kommunikanten, ...auch außerhalb des Gottesdienstes. Viele wurden von Ihnen getauft, einige getraut. Vielleicht haben Sie auch schon eines ihrer Kinder getauft. Dafür sind Sie auch hin und wieder weit gefahren, wozu Sie natürlich auch ein schnelles Auto brauchen.
Heute bekommen Sie dafür etwas zurück. Es macht Ihnen Freude zu sehen, was aus ihnen geworden ist. Nachher haben Sie Zeit füreinander. Einer hat ihre Stimmung eingefangen und sie wie folgt zusammengefasst:

„Er hat es durch seine ganz eigene Art geschafft, die meisten von uns 10 Jahre und mehr für die Gemeinde zu gewinnen. Zum einen dadurch, dass er 'unsere' Sprache gesprochen, uns verstanden hat und immer ein offenes Ohr hatte. Zum anderen dadurch, dass er uns Raum gegeben hat, in jeglicher Richtung. Sei es als Raum innerhalb und außerhalb der Kirche und des Pfarrhauses, wo wir uns trafen und auch mal feierten. Sei es als persönlicher Raum, um eigene Talente und Fähigkeiten auszuprobieren, bei der Gestaltung von Messen, Gruppenstunden und so vielem anderen mehr.
Durch sein Vertrauen in uns haben wir Vertrauen in die Pfarrgemeinde und Kirche gewonnen und deswegen kommen wir immer gerne zurück, besonders heute.“
Ein besonders schönes und starkes Zeugnis!

Ja, es ist schön, in dieser Gemeinde zu leben, mit vielen unterschiedlichen Gruppierungen von jungen und alten Menschen, mit ihren vielfältigen Angeboten, miteinander ins Gespräch zu kommen und auch zum Teil sehr unterschiedliche Meinungen auszutauschen, sie auszuhalten und aufeinander zuzugehen, ... Gemeinschaft zu erleben – wie auch heute wieder ... in diesem schön gestalteten Gottesdienst und im Anschluss daran bei der Feier im Pfarrheim, das übrigens während Ihrer Zeit initiiert und gebaut wurde.
Ich darf Sie, liebe Festgemeinde, von dieser Stelle noch einmal herzlich einladen, im Anschluss an diesen Gottesdienst mit uns im Pfarrheim zu feiern.

Allen, die zum Gelingen dieses Festtages beigetragen haben und noch beitragen werden, danke ich – und danken wir – von ganzem Herzen.

So loben und danken wir Gott dafür, dass er Sie, lieber Herr Jansen, uns als Priester in unsere Gemeinde geschickt hat, und wir danken Ihnen für alles, was Sie in dieser Zeit Ihres priesterlichen Wirkens für unsere Gemeinde getan haben.
Sie haben Spuren in den Menschen hinterlassen.

Ich wünsche Ihnen und uns noch ein paar gute, gemeinsame Jahre.