Zur Sebastianus-Bruderschaft Ratheim gegr. 1578

von Brudermeister Johannes Rütten
 

425 Jahre Schützenbruderschaft in Ratheim! 425 Jahre Kirmes feiern? Oder gab's da noch etwas anderes?

In der Zeit des Mittelalters gab es keine staatliche Versorgung für die Bevölkerung. Die soziale Fürsorge lag in den Händen der Kirche. Wer in Not geriet war im vollem Umfang von der Mildtätigkeit seiner Mitmenschen abhängig. So bildeten sich schon sehr früh durch Initiativen der Kirchen Körperschaften, die sich die Armenpflege zur Aufgabe setzten. Aus diesen Vereinigungen entstanden unter anderem die Bruderschaften, welche sich im fünfzehnten Jahrhundert mit Erlaubnis der Landesherren mit Waffen ausrüsten durften, um Preis- und Vogelschuss durchführen zu können.

Die St. Sebastianus-Bruderschaften kümmerten sich um die Pflege der Kranken und um die Beerdigungen der Pesttoten. In kriegerischen Zeiten wurden sie zu Bürgerwehren oder zu SCHÜTZEN-Bruderschaften umfunktioniert, um so den Schutz der Bewohner und der Kirchen in den Ortschaften zu gewähren. Gegen Ende des Mittelalters wurden die Schützenbruderschaften militärisch außer Dienst gestellt.

Später dann, so im neunzehnten Jahrhundert formierten sich die Männer unserer Bruderschaft zu einer bedeutenden Vereinigung und hatten wesentlichen Anteil an der Förderung des Gemeinschaftsleben und bekundeten tatkräftig ihre Verbundenheit mit der katholischen Kirche.

In der heutigen Zeit sind wir immer noch verbunden mit der katholischen Kirche, allerdings sind wir offener gegenüber anderer Christen. Ökumene ist für uns nicht nur ein Wort, sondern gehört zum Vereinsleben. Ebenso wurde aus einer reinen Männerdomäne, eine Gemeinschaft, in der auch die Frauen eine gewichtige Rolle spielen.

Natürlich ist das soziale Arrangement ein anderes als zu früheren Zeiten, und es ist nicht so sichtbar. So werden zum Beispiel Priesterausbildungen in der dritten Welt gefördert, oder die Kleidersammlung der Caritas von den Jungschützen durchgeführt, oder am hl. Abend alte und alleinstehende Mitbürger besucht.

Und natürlich feiern wir unsere Kirmes (Kirchweihfest). Jeder, der mitmachen möchte, ist recht herzlich eingeladen.

(aus dem Pfarrbrief Weihnachten 2003)



Pfarrgemeinde St. Johannes d.T. Ratheim 

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