von Heinz Gisbertz
Schon mehrmals wurde in unseren Pfarrbriefen (zuletzt ausführlich in der Ausgabe April 87) über „Ökumene vor Ort" geschrieben. Wie war es gestern?
Seit Beginn des 20. Jahrhunderts entstand in den protestantischen Kirchen eine ökumenische Bewegung mit dem Zweck einer Annäherung der verschiedenen Konfessionen. 1948 erfolgte die Gründung eines ökumenischen Rates der Kirchen. Die katholische Kirche stand der Bewegung bis zum 2. Vatikanischen Konzil ablehnend gegenüber, gründete dann aber 1961 ein Sekretariat zur Förderung der Einheit der Christen und ist seitdem auf praktischer und theologischer Ebene um Ökumene bemüht.
Ein Not- oder war es ein Glücksfall brachte auch in jüngster Vergangenheit bei uns in Ratheim die ökumenische Sache in Bewegung. Als die Ratheimer Pfarrkirche am 5.April 1972
wegen Baufälligkeit geschlossen wurde, waren es die evangelischen Christen, die uns spontan ihr Gotteshaus für hl. Messen, Taufen usw. zur Verfügung stellten.
Die dadurch entstanden zwangsläufigen Kontakte führten dazu, dass man sich näher kennen und besser verstehen lernte. Vielfach entstanden echte Freundschaften. So ist u.a.
bekannt, dass der damalige Pastor Heinrich Pesch und der leider zu früh verstorbene Pfarrer Karl Hesse freundschaftlich verbunden waren.
Was aus der Not geboren wurde, setzte sich teilweise intensiviert bis in die 90er Jahre fort. So gab es jeden 1. Mittwoch im Monat einen ökumenischen Wortgottesdienst, wechselweise in
der Pfarr- oder Friedenskirche. Außerdem gab es gemeinsame Bibelgespräche. Im Pfarrgemeinderat beschäftigte sich der Arbeitskreis Ökumene mit gemeinsamen Veranstaltungen
und koordinierte Termine. Jährlich gab es ein Treffen auf gesellschaftlicher Ebene zwischen Presbyterium und Pfarrgemeinderat.
In Seminarreihen wurde versucht, Gemeinsamkeiten festzustellen und Verständnis für unterschiedliche Positionen zu finden. Besuche der jeweiligen Pfarr- und Gemeindefeste waren
für viele Christen selbstverständlich.
Was ist heute?
Leider stehen von den o.a. Gemeinsamkeiten nicht mehr viele auf der Tagesordnung. Nach und nach fielen fast schon selbstverständlich gewordene gemeinsame Veranstaltungen und Termine aus. Selbst die ökumenischen Gottesdienste, Pfingstmontag und Kirmessamstag, werden immer weniger besucht.
Was ist los? Woran liegt das? Was läuft falsch? Was ist zu tun?
Was ist morgen?
Um die vorstehenden Fragen nach Möglichkeit zu beantworten, trafen sich an drei Abenden im Februar d. Jahres Christen beider Gemeinden zu einer Gesprächsrunde. Pfarrerin Susanne Bronner, Pastor Klaus Jansen und die Teilnehmer der Runde bemühten sich um eine sogenannte „Standortbestimmung". Als Resultat dieser Gespräche mit Blick auf morgen halte ich fest:
Beide Kirchengemeinden bemühen sich verstärkt um mehr Miteinander in der Gemeinde.
Auf verschiedenen Ebenen, z.B. durch Veröffentlichungen in Pfarr- und Gemeindebriefen, bei gemeinsamen Kirchenfesten, in Gesprächsrunden usw. soll der ökumenische Gedanke verlieft und belebt werden.
Bleibt zu hoffen, dass der hl. Geist diese Bemühungen wirkungsvoll unterstützt.
(aus dem Pfarrbrief Ostern 2001)
und unsere Gemeinschaft der Gemeinden