Hubert Fleischhauer

von Johannes Bürger
 

In den letzten Jahren haben wir an dieser Stelle des Pfarrbriefes Lebensbilder von Pfarrangehörigen und Familienbiographien veröffentlicht. Damit soll die Erinnerung an Personen und Familien wach gehalten werden, die für das Leben unserer Gemeinde beispielhaft waren und sind. Vielleicht werden dabei auch Dinge deutlich, die nicht so sehr bekannt waren. So soll heute von Hubert Fleischhauer die Rede sein, der nicht so sehr im Blickpunkt der Öffentlichkeit stand, der im Stillem Wichtiges für unsere Pfarre und für die Kirche getan hat.

Hubert Fleischhauer war am 31. März 1938 in Ratheim als Sohn der Eheleute Hilarius Fleischhauer und Cäcilia geb. Theißen geboren. Am 22. August 2004 ist er im Erkelenzer Krankenhaus gestorben. Sein Vater betrieb in Ratheim-Gendorf eine Holzschuhfabrik in dem inzwischen abgebrochenem Haus mit Werkstatt an der Einmündung der Kirchstraße in die Heerstraße. Hubert absolvierte eine kaufmännische Lehre, die er mit der Kaufmannsgehilfen­prüfung abschloss. Bis zur Einstellung der Kohleförderung am 17. März 1997 war er als kaufm. Angestellter bei der Zeche Sophia-Jacoba beschäftigt.

Er war Zeit seines Lebens aktives und begeistertes Mitglied der Ratheimer Schützenbruderschaften. 35 Jahr lang übte er das Amt des Kassierers der St. Sebastianus-Bruderschaft aus. In dieser Funktion, die er mit großer Gewissenhaftigkeit wahrnahm, trug er wesentlich zum Fortbestand dieser Bruderschaft bei. Das war besonders verdienstvoll, wenn man bedenkt, welche bedeutsame Rolle auch heute noch die Bruderschaften im Leben des Ortes und der Pfarre spielen. Erinnert man sich nur an die Veranstaltung des schönen Festes der Herbstkirmes, an die Organisation der jährlichen St. Martins-Kleider­sammlung und an das Tragen des Baldachins an Fronleichnam.

Im Jahre 1977 kam der zu den Weißen Vätern gehörende schwarzafrikanische Priester Augustinus Misago während des Urlaubs von Pastor Pesch zur Aushilfe nach Ratheim. Er wohnte bei Heinrich Knorr. Der Kegelclub „Die Ratheimer" hat sich seiner besonders angenommen. – in erster Linie Hubert Fleischhauer hat sich hier rührend um ihn gekümmert, u.a. hat er eine Grubenfahrt für ihn organisiert. Er sorgte auch dafür, dass P. Augustinus mit Geld und Kleidungsstücken ausgestattet, nach 4 Wochen wieder nach Rom zum weiterstudieren zurückkehren konnte. In der Folge kam in jährlichen Abständen der Missionar zu den Weißen Vätern in Köln und besuchte dann auch Ratheim, wo Hubert Fleischhauer sich seiner annahm.

Er blieb auch in den folgende Jahrzehnten der Kontaktmann und sorgte dafür, dass jedes Jahr zwischen 2.000,00 und 3.000,00 DM an den schwarzen Priester zur Unterstützung seiner Missionsarbeit überwiesen wurden, die er bei den Mitgliedern des Kegelclubs „Die Ratheimer" einsammelte. 1992 wurde P. Augustinus zum Bischof von Kigali in Ruanda ernannt. Als solcher war er auch einmal in Ratheim. Schwer traf es die Ratheimer Missionsfreunde und besonders Hubert, als Bischof Augustinus 1994 wegen angeblicher „Planung zum Völkermord" zum Tode verurteilt werden sollte (Anklage-Antrag der Staatsanwaltschaft). Es fand ein 9monatiger Prozess statt, an dessen Ende der Bischof (wegen erwiesener Unschuld) freigesprochen wurde. Hubert Fleischhauer hat bis zu seinem Tode die Verbindung zu dem schwarzafrikanischen Bischof aufrecht erhalten und seine materielle Unterstützung aus Ratheim sichergestellt.

Dieses stille Wirken eines unserer Pfarrangehörigen sollte in unserer Gemeinde in lebendiger Erinnerung bleiben.

(aus dem Pfarrbrief Weihnachten 2004)



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