von Franz Eilbrecht
Im Jahre 1952 wollten die Bewohner der "Alten Ratheimer Siedlung" ihr 20-jähriges Bestehen feiern. Aus diesem Anlass hatte der Siedlungsobmann Wilhelm Domin neben den Taubenfreunden einige engagierte Siedlungsbewohner eingeladen.
Es waren 8 Mann die dann das erste Fest der Siedler für das erste Juliwochenende 1952 vorbereiteten. Da es keine geeigneten Räumlichkeiten gab, legte man ein Festzelt. Nach dem Fest war man sich einig, dieses muss jährlich wiederholt werden. Noch im gleichen Monat trafen sich inzwischen schon 25 Männer im Lokal Schafhausen an der Buscherstraße, das später unter den Namen " Zum schwarzen Diamanten " bekannt wurde, um über die Weiterführung zu diskutieren. Hierbei kam es zur Gründung der Interessengemeinschaft Ratheim – Busch. Von den damaligen Gründern leben heute noch Josef Severins und Hermann Breuer. Hier kann schon erwähnt werden, dass Wilhelm Domin 26 Jahre 1. Vorsitzender war.
Das gesetzte Ziel für die Bergleute und ihren Familien war es, eine kulturelle und gesellschaftliche Gemeinschaft zu bilden. Dies wurde dann in einer Satzung festgehalten, die am 1.9.1952 bei der Anmeldung ins Vereinsregister der damaligen Gemeinde Hückelhoven — Ratheim vorgelegt wurde.
Der beim ersten Siedlungsfest erwirtschaftete Überschuss von 200 DM wurde als Startkapital angelegt. Vom Mitgliederbeitrag, der monatlich 30 Pfennig betrug, wurden Ausflüge organisiert und Theaterbesuche in Rheydt durchgeführt.
Zwei erwähnens- und lobenswerte Einrichtungen waren die Unterstützung der Langzeitkranken mit 3 bis 5 DM (dies wurde bis zur Einführung der Lohnfortzahlung beibehalten) und
das heute noch praktizierte Blumengebinde am Grab eines verstorbenen Mitgliedes.
Es sollte auch erwähnt werden, dass in den 50-ziger Jahren ein Ausflug mit Bus und Rheinschiff etwas mehr als 300,-- DM kostete. Zum gleichen Zeitpunkt richtete man auch einen Bolzplatz
ein, kaufte Lederbälle und lieh sie an Jugendliche aus.
Aus dem ersten Siedlungsfest ergab sich noch eine zweite Gründung. Durch einige musikalisch Begabte, die sich erstmals auf dem Fest trafen, entstand noch in 1952 das Trommler- und Pfeifercorps "Vorwärts", das stets von der Interessengemeinschaft unterstützt wurde.
Hier konnte man sich entfalten und neue Aktivitäten an den Tag legen. Es wurden Ideen in Veranstaltungen umgesetzt und durchgeführt, die über die Siedlungen Busch und Bammich hinaus Bewunderung auslösten.
Die in sich große Geschlossenheit und Anerkennung der Interessengemeinschaft führte auch dazu, dass man kommunale Angelegenheiten anpacken konnte. Um dies zu erreichen ,war
allerdings eine Menge Standvermögen nötig, um von den etablierten Vereinen in Ratheim anerkannt zu werden.
Dazu hat nicht zuletzt eine Aktion beigetragen, die auch über Ratheim hinaus Beachtung fand.
Nicht weniger als 3.127, DM wurden an den Verein für spastisch gelähmte Kinder und 500,- DM an die Aktion Sorgenkind gespendet, die 1968 bei den vielen Veranstaltungen und einer
großer Tombola zusammengekommen waren.
Als die kath. Kirche 1970 das Haus der Begegnung plante, sammelten die Siedlungsbewohner für den Bau dieses Hauses und die Interessengemeinschaft spendete zusätzlich 2.570 DM. Das " Haus der Begegnung " sollte im künftigen Vereinsgeschehen eine große Rolle spielen. Johannes Bürger, Mitglied des damaligen Pfarrgemeinderates, sagte: „Ich kann mir gut vorstellen, dass in dem Haus einmal Siedlungsfeste gefeiert werden."
Besondere Anerkennung findet bei diesen Festen immer der hohe Unterhaltungswert. Zu den Festen gehören das Halbfasten, das Sommerfest, das Siedlungsfest und die Weihnachtsfeier für Kinder und Senioren sowie die Wanderung zusammen mit den Bruderschaften.
Ab den 50-ziger Jahren wurde die Interessengemeinschaft von 4 Vorsitzenden geführt:
Die Mitgliederentwicklung hat auch einen interessanten Verlauf genommen. Als Wilhelm Domin das Zepter an Paul Machat weitergab, hatte der Verein 180 Mitglieder. Paul Machat übergab
seinem Nachfolger etwas mehr als 300 Mitglieder. Nach der 10jährigen Amtszeit von Gerd Apmann ist die Mitgliederzahl nun auf über 470 gestiegen.
Fragt man sich, wie dieser Mitgliederzuwachs möglich war und wie die Intressengemeinschaft es Jahr für Jahr bei ihren Veranstaltungen schafft, immer wieder tolle Programme zu bieten,
so scheint das Geheimnis sich darin zu begründen, dass die Arbeit im Verein auf vielen Schultern verteilt ist. Nicht weniger als 40 Personen setzen sich bei den Veranstaltungen und den
Programmen uneigennützig ein.
Bei einer solchen Bereitschaft zur Mitarbeit ist der Chronist sicher, dass dieser Verein noch weitere Feste feiern wird.
(aus den Pfarrbriefen Weihnachten 2004 und Ostern 2005)
und unsere Gemeinschaft der Gemeinden