"Brückesch Jupp" und der "Freundeskreis Pater Hubert Thelen"

von Johannes Bürger
 

Zu dem Erfreulichsten in unserer Pfarre in den Jahren nach dem Kriege gehören Gründung und Wirken des "Freundeskreises Pater Hubert Thelen".

Pater Thelen und Josef Brückers
Pater Thelen und Josef Brückers

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Pater Hubert Thelen, 1912 in Ratheim geboren, wurde 1940 als "Steyler" zum Priester geweiht und hat im August des gleichen Jahres in Ratheim Primiz gefeiert. Es war immer sein Wunsch, Missionar zu werden. Anfang der 50er Jahre wurde er von seinen Ordensobern nach Argentinien entsandt, wo er seit dieser Zeit wirkt.

Beim ersten Heimaturlaub 1961 traf sich Pater Thelen mit Schulfreunden und sonstigen Ratheimer Bekannten und erzählte ihnen anschaulich von seiner Missionsarbeit. Es wurde deutlich, wie sehr der Missionar die Anbindung an die Heimat und ihre Hilfe braucht. Dabei kam der Gedanke auf, einen Freundeskreis zu gründen, um die Missionstätigkeit von Hubert Thelen ständig zu unterstützen. Einer der Initiatoren dieses Gedankens war Herr Josef Brückers, in Ratheim besser bekannt unter dem Namen "Brückesch Jupp". Josef Brückers war ein alter Ratheimer und stammte vom unteren Teil der Bergstraße. Von Beruf war er "Klompemääker".

Seit dieser Zeit nun war "Brückesch Jupp" der unermüdliche Förderer und Motor des Missionsgedankens und der tätigen Unterstützung der Arbeit von Pater Thelen. In geradezu unzähligen "Missionsreisen" durch Ratheim, Porselen, Myhl und Schaufenberg-Millich - per Fahrrad und zu Fuß - brachte er wahre Wunder des Einsammelns von Missionsspenden zustande. Es verging aber kein Hausbesuch, bei dem er nicht auch darauf hinwies, dass das Geld für Hubert Thelen zwar wichtig sei, wichtiger aber sei noch das tägliche Gebet für den Missionar.
Durch die Spenden des Freundeskreises konnte Pater Thelen in Argentinien eine Nähschule für Mädchen, eine Schreinerwerkstatt für Jungen und vor allem eine tägliche Kinderspeisung für mehrere hundert Kinder über viele Jahre einrichten und betreiben. Durch Sonderopfer wurde die Anschaffung eines Jeeps und der Bau einer Kapelle finanziert.

Vierteljährlich hält der Freundeskreis seine Zusammenkünfte mit einer Meßfeier und mit einer Versammlung. "Brückesch Jupp" verlas dabei die letzten Briefe von Hubert Thelen, die über das Neueste aus der argentinischen Mission berichten. Jahrelang fanden die Vierteljahresmessen in der den Ratheimern so vertrauten Wallfahrtskirche Maria Ophoven statt.
Im Laufe der Jahre wurde überlegt, die Missionshilfe nicht nur auf einen bestimmten Missionar und seinen Wirkungskreis auszurichten. So entstanden dann die finanziellen und ideellen Patenschaften für den Priesternachwuchs der "Steyler" auf den Philippinen. Inzwischen konnten der Freundeskreis und einzelne seiner Mitglieder 50 jungen Philippinos und 3 Argentiniern durch Patenschaften zum Priestertum verhelfen. Der Tag der Priesterweihe dieser jungen Männer war für den Freundeskreis, vor allem aber für "Brückesch Jupp", ein besonderer Festtag. Viele von ihnen feierten in Ratheim oder in Schaufenberg eine Primizmesse.
Eine ganze Reihe dieser Neupriester ist inzwischen in den afrikanischen und anderen Missionen tätig. So hat das Wirken des Freundeskreises in den letzten Jahren eine weltweite Dimension angenommen.

Mehrere Bischöfe aus Argentinien waren Gäste des Freundeskreises in Ratheim, um vor allen Dingen Josef Brückers und seinen Mitar­beitern für ihren beispielhaften Einsatz zu danken. Als "Brückesch Jupp" im Jahre 1976 mit seiner Frau die goldene Hochzeit feiern konnte und Patenpriester das Dankamt mitzelebrierten, sagte er nachher sehr gerührt: "Datt woar vör mech Stöck Hemmel."

"Brückesch Jupp" war ein ganz einfacher Mann. Sein Beispiel zeigt, zu welch wahrhaft großen Leistungen ein gläubiger und begeisterter Mensch fähig ist. 1985 ist Josef Brückers im Alter von 81 Jahren gestorben. Pater Hubert Thelen erkrankte 1983 schwer und hat seine Arbeit aufgeben müssen. Er lebt heute in einem Krankenhaus. Man hört kaum noch etwas von ihm.
Die Arbeit des Freundeskreises, vor allem aber das Bemühen um weitere Patenschaften für junge Männer von den Philippinen, geht weiter. Agnes Bürger, Hans Rombey und Heinrich Knorr mühen sich, den Missionsgedanken, den Josef Brückers in Ratheim über Jahrzehnte so vorbildlich gefördert hat, auch weiter wach zu halten. Es ist zu wünschen, dass sie dabei auch in Zukunft die Unterstützung vieler Ratheimer finden. Die Vierteljahreszusammenkünfte finden weiterhin im HdB statt.

(aus dem Pfarrbrief Dezember 1986)



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