Pfarrgemeinde St. Johannes d.T. Ratheim 

und unsere Gemeinschaft der Gemeinden


Nachwort

von Gerhard Gillessen (der Ratheimer Chronik beigelegt)
 

Der Verfasser dieser Chronik Herr Peter Schlebusch war ein Mann von aufrichtiger Gesinnung und edlem Charakter. Die Heimat ging ihm über alles. Er war mit Leib und Seele Soldat. Immer erinnerte er sich gerne und mit Freuden an seine aktive "Kaiserliche Dienstzeit". Auch aus diesem Grunde waren die Bruderschaften sein Ein und Alles. Stets war sein Haus belagert von Bruderschaftsmitgliedern. Ohne ihn wurde nichts gemacht. Er war zugleich der Organisator, und was ersagte, hatte Gewicht, ohne dass er als Diktator anzusehen war. Nichts war ihm zu viel, ob es sich nun um Finanzangelegenheiten oder Zeltaufstellung zu den Kirmessen handelte, oder ob es galt, die Ratheimer Bruderschaften zu Ruhm und Ehren zu führen. Er schaffte alles.
"Wat Pitter säht, es emmer rechteg!" Dank wollte er nicht. Wenn alles klappte, das war ihm Annerkennung genug.

Aber auch wo es galt, die Belange seines Heimatortes Ratheim zu vertreten, da war er zur Stelle. Nicht verschmerzen konnte er, dass Ratheim im 3. Reich 1936 in der Großgemeinde Hückelhoven aufging. Ihm ist es mitzuverdanken, dass wenigstens der Name Ratheim in der Ortsbezeichnung "Hückelhoven-Ratheim" enthalten wurde. Die Stadtwerdung hat er nicht mehr erlebt und erst recht nicht die neue Bezeichnung "Hückelhoven". Das hätte er nicht überwunden. Ich glaube, es war gut so, dass er das nicht mehr erlebte.

Er konnte auch hart und unerbittlich sein, das zeigte sich vor allem im 3. Reich. Mit dem damaligen Bürgermeister Herrn Dr. Kamann hat er äußerst heftige Kontroversen gehabt. Er stand sogar als politisch "unzuverlässiger" auf der schwarzen Liste. Aber niemand wagte es, gegen ihn Schritte zu unternehmen, denn die ganze Bevölkerung von Ratheim, das sei zum Lobe der Ratheimer gesagt, stand voll und ganz hinter Peter Schlebusch. Und so kam es auch, dass die Bruderschaften weiter ihren Dienst versehen konnten, wenn auch eingeschränkt.

Nach dem Kriege war er einer der ersten, der die Belange Ratheims in die Hände nahm. Wo es galt zu helfen und zu beraten, da tat er es ohne Lohn und Anerkennung. Sehr hart blieb er, als der damalige Präses Herr Pfarrer Pütz versuchte die Bruderschaften aufzulösen, weil ihm vieles nicht behagte. Schlebusch lieferte ihm einen harten aber fairen Kampf. Anlass hierzu lieferte das Schützenfest auf Haus Hall. Er [Pfarrer Pütz] war dagegen, dass am Samstag auf dem Festzelt eine Veranstaltung abgehalten wurde. Ihm zum Ärgernis fand ein Bunter Abend statt, der aber schon sehr früh zu Ende ging. Von nun an gab es keine Versöhnung mehr. Bei den heiligen Messen an den Kirmestagen musste die Bruderschaft unter der Orgel bleiben und das Eingangslied hieß immer wieder: "Herr wir kommen schuldbeladen..." Der Pfarrer be­zeichnete die Bruderschaft als eine Horde militärähnliches Gesindel, als Säufer und Verführer. Schlebusch hat dies alles gelassen, wenn auch mit etwas Besorgnis hingenommen. Resignieren gab es bei ihm nicht, wenn die Situation auch manchmal dazu angetan war. Erst kurz vor seinem Tode, als er und auch Pfarrer Pütz schon gezeichnet waren, kam die Versöhnung.

Die Fahne der Bruderschaft mit der Aufschrift:

"Glaube - Sitte - Heimat"
war für ihn Richtschnur. An ihr orientierte er sich. Seinen Wahlspruch:
"Tue Recht und scheue niemand"
hat er gehalten bis zu seinem letzten Atemzuge.

Aber nicht nur für die Bruderschaften lebte und starb er, auch für die Kriegsopfer und -versehrten war er ein Helfer und Befürworter. Jeder der zu ihm kam, fand ein offenes Ohr, und er half, wo es immer in seiner Macht stand.
"Petter, Du moss mech helpe, ech wet net, wie dat gemackt wött" so hieß es immer. Und Peter wusste Rat.

Aber alles von ihm zu erzählen und aufzuschreiben, dazu reicht ein Buch nicht aus, aber dies sei noch erwähnt. Zu Späßen und auch zu recht deftigen war er stets aufgelegt. Ich glaube, in keinem Hause von Ratheim ist mehr gelacht worden und mehr Unsinn verzapft worden wie bei ihm, Burgstraße 17. An seinem 80. Geburtstag glich sein Haus einem ausgelassenen Lokal. Er liebte die Gesellschaft. Echten Humor, Fröhlichkeit und Geselligkeit hat er geliebt, wie kaum ein anderer. Auch war er tiefreligiös. Er lebte wahres Christtum vor.

So war er - "Peter Schlebusch".

Mir persönlich war er wie ein Vater und auch deshalb wage ich es über ihn offen zu berichten. Mit ihm konnte ich alles besprechen und bereden, was mir am Herzen lag und mich bedrückte. Ich war bei ihm wie zu Hause!
Wenn ich. aus der Fremde nach Ratheim kam, war mein erster Gang, oft noch ehe ich nach Hause ging, zu ihm. Er freute sich, wenn er mich erblickte. Sein 1. Wort "Hinlegen Du Schweinhund!" und ich lag dann vor ihm auf dem Boden. Dann lachte er aus vollem Halse. Dann kam unweigerlich die Zigarre, die ich dann mit ihm zusammen rauchen musste, und wir plauderten über alles gemeinsam. Ich habe ihn wirklich gekannt und lieben gelernt. Er war fürwahr mein bester Freund. An ihm habe ich mich zeitlebens orientiert.

Möge er in seiner geliebten Heimat "Ratheim" den ewigen Frieden finden.

Das vorliegende Buch ist sein Lebenswerk. Bis zu seinem Tode hat er daran gearbeitet. Er hatte immer Angst, dass der Tod ihn abhalten könnte, bis es vollendet war. Er hat es geschafft, wenn auch noch manches zu ordnen und zu ergänzen war. Ich habe es als meine  Pflicht empfunden, dies zu übernehmen.
Sein Werk ist fertig. Möge es noch vielen Generationen kundtun, wie es in Ratheim einmal war. Ratheim kann stolz sein, einen solchen aufrechten Bürger besessen zu haben, wie er einer war.

Durch dieses Werk hat er sich ein Denkmal gesetzt zur Ehre und zum Ruhme Ratheims.

Ruhe in Frieden!