Pfarrgemeinde St. Johannes d.T. Ratheim 

und unsere Gemeinschaft der Gemeinden


Das mittelalterliche Passionsbild in der Pfarrkirche Ratheim

von Johannes Bürger
 

"Das mittelalterliche Passionsbild in der Pfarrkirche Ratheim", so ist eine Veröffentlichung überschrieben, die nach dem Schriftbild zu urteilen, anfangs des 20. Jahrhunderts erschienen ist. Leider ist trotz intensiver Bemühungen nicht feststellbar, um welche Veröffentlichung es sich handelt und wann genau sie erschienen ist. Aber trotzdem mochte ich hier aufschreiben, was über das sehr schöne Bild in Erfahrung zu bringen war:

Das Ratheimer Passionsbild hängt heute in der Pfarrkirche, seit der letzten Restaurierung im Jahre 1988 am Durchgang von der Sakristei zum Chorraum, über dem Taufbecken. Bis dahin hatte es seinen Platz auf der Stirnwand des rechten Querschiffes. Es stammt offensichtlich aus dem Franziskanerinnenkloster in Myhl, welches 1802 im Rahmen der Säkularisierung aufgelöst wurde.

„Die Orgel und die Glocken kamen nach Rurkempen. Ein großes Ölgemälde (Leiden Christi) ging nach Ratheim." (Broich-Heinrichs: Kirchengeschichte des Wassenberger Raumes 1958). Das Gleiche ist in dem Buch „Sieben Jahrhunderte Myhl" 1971 unter der Überschrift „Das Kloster St. Johannisthal" von Josef Schmitz zu lesen.

In der eingangs erwähnten Schrift wird gesagt, das Bildwerk habe ein notdürftiges Unterkommen auf der Orgelbühne der Ratheimer Pfarrkirche gefunden.

„Bei der großen Erweiterung der Kirche 1861/1862 scheint das in Stücke geteilte Bild ein provisorisches Asyl auf dem Speicher des Pfarrhauses gefunden zu haben. Dem kunstsinnigen Pfarrer Drouven, 1852 – 1887 und dem Kirchenvorstand von Ratheim gereicht es zur Ehre, dass man in jüngster Zeit auf Mittel und Wege Bedacht nahm, die fast zur Unkenntlichkeit gewordene, altertümliche Altartafel in ursprünglicher Schönheit wieder entstehen zu lassen. Maler Johann Kratz, einer der befähigsten Restauratoren der Stadt Aachen, führte den Auftrag aus.

Nachdem der restaurierte Altaraufsatz im hiesigen städtischen Museum der öffentlichen Besichtigung zugänglich gemacht worden ist, wird gleich darauf die Übersendung nach Ratheim erfolgen, damit noch vor Gründonnerstag die Aufstellung des wiederverjüngten großen Passionsbildwerkes in der dortigen Kirchen zu Freude und andächtigen Erhebung der Pfarrgenossen erfolgen kann." (Text aus der oben genannten Schrift.)

Das Bild wird in der Schrift wie folgt beschrieben:

„Das Mittelbild veranschaulicht in figurenreicher vielfarbiger Darstellung die Kreuzigung des Herrn, umgeben von den beiden Schächern mit der vollständigen Passionsgruppe, rechts der weinenden Frauen, links der Kriegsknechte, rechts sieht man den langen Zug der Kreuzschleppung mit der Dornenkrönung und Verspottung im Hintergrund, während links die Kreuzabnahme und Beweinung Christi zur ausdrucksvollen Darstellung gelangt ist."

Das Passionsbild ist dann in der Kirche an der Stelle aufgehängt worden, wo es bis 1988 verblieben ist.

1971 hat Pfarrer Heinrich Pesch das Bildwerk an das Rheinische Amt für Denkmalpflege in Bonn übergeben, wo es von 1971 –1978 vollständig restauriert wurde. (Veröffentlichung im Jahrbuch der Rheinischen Denkmalpflege 32, 1987, S. 266ff)

Die Frage für welche größere Kirche das Bild ursprünglich angefertigt wurde, ist aus der Literatur leider nicht zu beantworten. Aus welcher Zeit es herrührt, lässt nach der eingangs erwähnten Schrift „die Auffassung und Haltung der Figuren, das charakteristische Kostüm derselben, der stilisierte Faltenwurf der Gewänder, den nicht gewagten Schluß ziehen, dass unser Bildwerk von einem zünftigen Maler der niederrheinischen Schule in den letzten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts angefertigt worden sei."
 

(aus dem Pfarrbrief Ostern 2004)