und unsere Gemeinschaft der Gemeinden
Meine Mutter starb ums Jahr 1826, mein Vater ums Jahr 1828. In Betreff meiner Mutter füge ich hinzu, daß ihr Vater Albert Nobis in Hackhausen, gebürtig in Inden war. Ein dortiger Verwandter erzählte mir vor 50 Jahren, wie er aus alten Papieren ersehen, daß die Vorfahren der Familie Nobis zur Zeit der Reformation hohe Beamte am herzoglichen Hofe in Jülich waren, und später sich in Inden angekauft und niedergelassen hätten. Noch zu meiner Zeit befand sich in Inden ein altes verfallenes Gebäude, das zum Schaffstall diente, und Geusenkirch genannt wurde. Vielleicht hatten diese Vorfahren in Folge übertritts zur reformierten Kirche ihren Stellen entsagen müssen, und nun mit anderen Befreundeten eine Gemeinde in Inden gegründet, welche jedoch in einer späteren Verfolgung sich wieder auflöste, wo alsdann die Treugebliebenen sich der reformierten Gemeinde in Jülich anschlossen, bis ums Jahr 1818 sich aufs neue reformierte Gemeinde in Inden bildete.
Was meine Person anbetrifft, so wurde ich anfangs für den Kaufmannsstand bestimmt, und trat zu dem Ende im November 1809 auf 5 Jahre in Kondition bei dem Kaufmann und
Tuchfabrikanten König in Heinsberg. Da jedoch derselbe ums Jahr 1812 sein Geschäft niederlegte, so entschloß ich mich, im Einverständnis mit meinen Eltern, Theologie zu
studieren. Zu dem Ende besuchte ich die Schule des Pastors Diekmann in Viersen, von Ostern 1812 bis Ostern 1814, bezog 1814 bis 1816 die Universität Marburg, bestand im Oktober 1816 das
Examen pro lic. Conc. In Koblenz und wurde schon 1817 den 2. Oktober als Pastor in Kelzenberg ordiniert und installiert. Noch jetzt staune ich darüber, wie die Vorbereitung zum Predigtamt
und die Anstellung in demselben in so kurzer Zeit möglich gewesen ist, und sehe um so mehr darin eine göttliche Fügung, als ich nicht sagen kann, daß ich in den wenigen
Jahren so überaus fleißig gewesen wäre.
1818 am 2. September trat ich in den Ehestand mit Sybilla Agnes Bäckers aus Odenkirchen und wurden uns in Kelzenberg folgende Kinder geboren:
Am 13. Juni 1824 wurde ich als Pastor in Wermelskirchen installiert, hier wurde uns geboren:
1856 am 9. November mußte ich das Amt niederlegen, weil ich in Folge eines Beinbruchs und hinzugekommenen Leibschadens die höchst beschwerliche Stelle nicht mehr bedienen konnte, auch die Anstellung eines Vertreters mir nicht genügen konnte, dieweil derartige Aushülfe ist der Regel kaum halbe Hülfe ist, und mehr im Interesse der eigenen Person und der Familie als in dem Gemeinde liegt. Wir zogen uns hierauf nach Düsseldorf mit 4 unserer Kinder zurück, und leben hier still und vergnügt bis zur Stunde.
1867, 10. Oktober hoffend, daß der liebe Gott der uns bis dahin über Bitten und Verstehen so väterlich und gnädig geführt hat, auch für die Zukunft von uns und unseren Kindern seine Hand nicht ablassen wird. Was die großen Veränderungen seit 1789 auf politischem, sozialem und kirchlichem gebiet anbetrifft, so wird es nicht nötig sein, mich darüber auszusprechen, nur bemerke ich, daß meines Erachtens für jetzt noch nicht an Stillstand zu denken ist, sondern daß vielleicht in naher Zeit noch weit größere Veränderungen bevorstehen dürften. Doch wohl uns, daß das Regiment nicht in der Menschen Händen, sondern in Gottes Händen liegt.
(Ferner geschrieben):
Lennep, 1878, 2. September. Heute feierten wir dahier im Hause unseres Sohnes Albert die diamantene Hochzeit im Kreise unserer Kinder und Enkel, sowie einiger geladener Gäste.
Anwesend waren: Unser Sohn Wilhelm, Dr. med. in Elberfeld, nebst Frau Theodora Gobius du Sart, wie deren Kinder Johannes Wilhelm in Nykerk, Wilhelmine und Agnes in Eberfeld. Verhindert war die
Frau des Sohnes Johannes Wilhelm Keller in Nykerk, nämlich Jacoba Hyskes und deren Kinder, unsere Urenkel Theodora und Wilhelm.
Weiter: Unser Sohn Albert dahier, dann unser Sohn Julius in Wermelskirchen nebst dessen Frau Rosa Zimmermann, und deren Kinder Julius, Adolf, Gustav, Paula, Johanne und Henriette, verhindert waren die vier Jüngsten Kinder unseres Sohnes Julius, nämlich Hugo, Clara, Oskar und Erwin.
Weiter: Unser Sohn Gustav Adolf dahier nebst dessen Frau Paula Stursberg und deren Kinder Wilhelm, Clara, Paula und Gustav.
Dann unser Sohn Hermann dahier nebst dessen Frau Marie Döringer und Kind Martha.
Weiter: Unser Schwiegersohn Rektor Friedrich Wilhelm Dörpfeld25) aus Wupperfeld nebst seinen und unserer verstorbenen Tochter Christine Kinder Wilhelm26), Anna,
Agnes, Christine und Johannes. Dann unsere Töchter Alwine, Mathilde, Ida und Maria in Düsseldorf.
Als Gäste hatten sich eingefunden: Unser Neffe Wilhelm Laufs in Camphausen, der Bräutigam der älteren Tochter unseres Sohnes Wilhelm, Hieronymus Boissevain in Amsterdam, dann
Wilhelm Stursberg dahier und die Jungfrau Helene Nöll in Remscheid, die uns früher 26 Jahre lang als Magd in aller Treue, Liebe und Fleiß gedient hat.
An Glückwunsch-Schreiben und Telegrammen gingen ein 34, unter diesen ein Schreiben Ihrer Majestät der Kaiserin, begleitet von einer Bibel.
Das Fest verlief in gemütlicher und freundlicher Stimmung zu aller Befriedigung und endete mit dem Abbrennen eines kleinen Feuerwerks.
Im Gefühl der Demut und Dankbarkeit gegen Gott, der uns bis dahin so väterlich geführt hat, und uns so reichlich an geistlichen und leiblichen Gütern gesegnet, bekennen wir
mit Jakob (1. Moses, 32, Vers 10): Vater wir sind zu gering aller Barmherzigkeit und Treue, die du an einen Stab, als wir in die Ehe traten und nun sind wir ein großes Heer geworden.
Möge denn, so bitten wir, der barmherzige Gott und Heiland uns und unseren Kindern und Kindeskindern gnädig sein, und uns nach dieser Zeit in seinen Himmel aufnehmen.
25) Dies ist der bekannte Schulmann und berühmte pädagogische Schriftsteller.
26) Professor Dr. Wilhelm Dörpfeld, Archäologe in Athen, lebte jetzt in Berlin-Dahlem. Von ihm, einem Ururenkel des Wilhelm Keller stammt die vorliegende Abschrift der Keller’schen Chronik.