Pfarrgemeinde St. Johannes d.T. Ratheim 

und unsere Gemeinschaft der Gemeinden


Historische Chronik


1746

1746 von Bartholomäus bis Sankt Matthias ist dahier das Hornvieh krepiert und ist nicht mehr als 20 – 23 Stück übrig geblieben, nicht allein hier, sondern in vielen Städten und Dörfern. Die krank gewesenen Kühe sind verkauft worden pro Stück 40 – 50 Reichsthaler, die krank gewesenen Kühe haben alle erschossen.

Darauf ist der brabantische Krieg gefolgt zwischen Frankreich, Holland, England und Kaiserlichen. Also hat der König von Frankreich die brabantischen Städte eingenommen, bis Maastricht in der Woche vor Palmsonntag.
Also zuletzt ist das Kaiserliche, wie auch Hannöwersche-Englische Lager auf die Roermonder Heide gekommen, und etliche Wochen gestanden, wovon viel Geld ins Land kam, das Heu hat gekostet 8 – 9 Stüber pro Stein, Hafer 22 – 24 Schilling, Speck und Butter 10 Stüber und Gerste 3 ½ Reichsthaler, bis 1748 ist Friede zu Aachen geschlossen, und der Prinz von Oranien zum Statthalter von Holland gemacht worden. Welches viel Blut gekostet hat, besonders in der Belagerung und Einnahme von Bergen op Zoom, allwo die Engländer viel gelitten.

1747

1747 den 25. September des Abends um 8 Uhr ist Johann Houben 7) und seine Schwester Oeltgen Houben beide zugleich in dem Herren entschlafen an der roten Ruhr, woran in 14 Tagen ungefähr 50 Menschen den Weg allen Fleisches gegangen sind.

1755

1755 auf Allerheiligentag ist die Stadt Lissabon durch Erdbeben zum dritten Teil untergegangen, danach sich daselbst Wunderdinge zugetragen haben. Ich habe aus einem Buch gesehen, daß sie alle Ketzer in Haft gehalten und alljährlich auf Allerheiligentag zur Ehre Gottes verbrennen täten, wodurch sie ein großes Glück hätten. Ihr König von Portugal ist von einem Präzeptor seiner Kinder tötlich verwundet und von einem englischen Doktor und Feldscher geheilt worden. Darauf sind die Jesuiten in Portugal und Frankreich vertrieben. Das Erdbeben hat etliche Jahre gewährt und selbiges Jahr im Advent besonders in den Christfeier­tagen hat es beständig gewährt, daß die Menschen sich nicht getrauten in den Häusern zu bleiben, besonders in den Städten, wo viel Schaden geschehen ist.

1756

1756 am ersten Mittwoch in der Frühe ist hierselbst das stärkste Erdbeben gewesen, daß auch Schornsteine abgeschlagen und Häuser beschädigt worden.

1756 ist der Krieg des Königs von Preußen mit der Kaiserin entstanden, der Anfang war wie man gehört, daß die Kaiserin ihr Volk ins Feld gestellt. So hat Friederich der König gefragt, weshalb sie ihr Volk ins Feld stelle, hat die Kaiserin zur Antwort gegeben, sie wolle das Volk damit lehren und exerzieren. Darauf hat der König Sachsen eingenommen und sind Gefechte danach geschehen, als seit der Welt her je gewesen sind.
Es hat ein solcher Peltere 12) von hier, welcher beim General Schwerin als Knecht gedient hat, gesagt, daß er selbst 17 blutigen Bataillen beigewohnt habe, als bei Lowositz im Jahre 1756 und bei Prag 1757. Daß der König von Preußen mit deiner Gegenwart die königliche Stadt Prag belagert und teils eingenommen hat, aber mit großem Verlust und Schaden wieder davon hat müssen ziehen, allwo er seinen hochlöblichen General Schwerin hätte gedrungen, er solle mit Gewalt auf die Stadt zugehen. Also ist der gemeldete General sogleich von einer Kanonenkugel erschlagen worden, und des Königs ganze Heeresmacht hat die Flucht müssen nehmen. Nach einer verlorenen Bataille hat der König seine Generalität beisammen gerufen und im Kriegsrat gefragt, wie sie es nun machen sollten, haben sie zum Frieden geraten, sagte er wohl, das wüßte er wohl, aber nun wollen wir unsere Feinde mit unseren Feinden schlagen, wie nachher geschehen.

Der König hat gegen drei starke Heere müssen streiten, das Kaiserliche, wie oben zu sehen, und eine alliierte Armee, bestehend aus französischen und kurfürstlichen und sächsischen Völkern, sowie auch gegen eine russische, zarische Armee, welche ihm den meisten Schaden getan hat, aber der allerhöchste Kriegsheld regiert die ganze Welt. Die Russen haben den König in seinen Erblanden so stark verfolgt, Städte eingenommen, und sogar seine Residenzstadt Berlin in Kontribution gesetzt, daß er ihnen eine Stafette geschickt hat, sie möchten doch sein königliches Haus in etwa verschonen. Und haben ihm Städte eingenommen bis an die unüberwindliche Stadt Magdeburg, bis wohin sie gedrungen, um selbige zu belagern. Aber es ereignete sich, daß der Herr Peter, der der zweite von holsteinischem Stamme und dort erzogen und vor einigen Jahren mit der Kaiserin vermählt, hatte die kaiserliche Krone empfangen, und wollte in den kaiserlichen Landen vier Religionen, griechisch, katholisch, reformiert und lutherisch, jedem die Freiheit schaffen. Aber er solle Befehl gegeben haben, die Griechischen sollten ihre langen Bärte abschneiden, worüber er mit dem König von Preußen, als Freunde, wiewohl sie so häßlich gegeneinander fochten, einer dem anderen heimlich schrieben. Der König habe ihm geraten, er solle solches nicht tun, lassen einen jeden in seiner Freiheit, wie er ist. Welches Zar Peter nicht getan hat, bis daß er von den Seinigen ist erstochen wor­den. Als seine Gemahlin ist zur Kaiserin gekrönt worden, so hat sie das Archiv durchgesehen, und hat die preußischen Briefe gefunden, daß der König ihrem Gemahl mit so gutem Rat vorgegangen ist. Also befahl sie ihrem Volke bei Magdeburg stehend, Halt zu machen und müssen sich gleich umkehren und dem König von Preußen helfen. Also weiß der Allmächtige ein Auskommen, wie er sagt: „Meine Wege sind nicht Eure Wege, meine Gänge sind nicht Eure Gänge“.

Es hat sich so erschreckliches in diesem Kriege zugetragen in den sieben Jahren, daß ich nicht genug davon schreiben kann, und auch nicht alles weiß.
Es ist geschehen bei Torgau, daß sein Lager in Ruhe lag, daß die Feinde des Nachts ins Lager gefallen sind, und seinen Reitern und Volk in nackenden Hemden aufgesessen und die Feinde in die Flucht geschlagen.
Es hat sich zugetragen, daß der General Schwerin den König gezwungen und gesagt hat, er solle aus dem Feuer gehen, sonst legt er sein Schwert nieder. Endlich geht der König auf ein Kastell in der Nähe, wo er die erste Order nicht hat glauben wollen, bis die zweite kam, daß der Feind geschlagen wäre. Da hat er gesagt, das haben wir nicht, das hat der Herr getan.

1756 hat die königliche Majestät von Frankreich auch ein Heer von 100.000 Mann nach Hannover geschickt, welches alle hier vorübergekommen sind, worum wir viele Lieferungen und Vorspann haben tun müssen. Diese sind gekommen, weil der König von Frankreich mit England auf dem Wasser im großen Krieg ist, darum auch in Hannover anzugreifen, damit die englische Macht auf dem Wasser geschwächt werde. Und auch darum, damit sie dem König von Preußen das Gelderland taten wegnehmen, was auch geschehen ist, damit Friedrich die Flügel auch besser gestutzt werden würde. Aber Friedrich mußte dann noch ein Auskommen. Weil er, wie oben gesagt, gegen drei Armeen auch drei Armeen stellen mußte, so nahm er sein Volk all aus dem Gelderland fort und hat die Festungen, als die Stadt Geldern, Wesel und Krefeld schleifen lassen, damit sich der Feind nicht darin halten könne. Also sind die Franzosen hindurch­ge­gangen nach Hannover mit Beute und harten Stößen.
Der Prinz von Cumberland kommandierte die englische Armee. Der rauhe Winter im Felde war sehr be­schwer­lich, denn es war daselbst viel Schnee. Wie wir hernach von den Franzosen hörten, waren ihrer viele vor Kälte gestorben. Der Prinz von Cumberland nahm seinen Abschied und übergab die Armee an den hochlöblichen Prinzen Ferdinand von Preußen, und die kleine Armee an den Kronprinzen von Hessen. Diese gemeldeten Generale haben die Franzosen so tapfer angegriffen, daß sie nach langem hin und herziehen Hannover mußten verlassen mit großen Verlust und Schaden.

Die Bataillen kann ich nicht alle beschreiben, aber eine erschreckliche muß ich melden in Hessenland, dort hat Prinz Ferdinand sie so tapfer geschlagen, daß viele erschlagen und in der Lippe ersoffen sind. Also auch bei Corbach gemeldete Prinzen haben sie verfolgt bis hier ins Land. Als der Feind über den Rhein dieserseits herüber war, folgten die zwei gemeldeten Prinzen nach. Der junge Kronprinz von Hessen sprang ins erste Schiff hinein, welches geschehen ist zu Rheinberg. Sobald sie herüber waren, hatten sie bei Kloster Kamp eine blutige Bataille, endlich bei Krefeld, zu Anrath wieder eine. Danach sind die Franzosen auf Wickrath zurück nach Köln zu, endlich stand ihr Lager beim Jsecrower Hof 13) um Jülich zu mehren.
So sind die Hannoveraner gegangen bis nach Wassenberg, allwo die Ferdinands große Heermacht auf’m Galgenberg auf der Haiden gestanden. Der Prinz von Hessen mit der kleinen Heermacht diesseits vom Herrenweiher auf dem Felde, allwo ich selbst am Sonntag den 23. Juli 1759 von unserem Prediger Velhauer 14) die Predigt angehört habe, weil derselbe wegen der großen Unruhe in unterer Kirche zu Wassenberg keine Gelegenheit auch keine Zuhörer hatten. Dieses ist geschehen am Sonntag von St. Jacob 1759, aber wir haben unsere Frucht, wo kein Lager stand, noch abgeerntet.
Die französische Heermacht stand dazumal bei Lövenich am mittleren und niederhöfer Feld, die Vorposten standen hinter Doveren, auf dem Berg. Die hannoverschen Vorposten diesseits Rotheim 15) an dem Felde im Baumgarten. Danach sind sie zu Wassenberg aufgebrochen, und haben ihr Lager zu Randerath neben dem Busch im Feld aufgeschlagen, und ein Commando zu Linnich etwa spiegelfechten angefangen und haben die Roerbrücke abgebrochen und nach zwei Tagen des Nachts aufgebrochen und rito marschiert bis nach Niel 16), allwo die Franzosen suchten den Paß abzuschneiden. Aber mit etlichen Stößen sind sie fortkommen bis über den Rhein.
So sind die Franzosen wieder nach Hannover nachgefolget und sind noch sehr harte Bataillen vorgefallen und haben wir vorgeschrieben müssen retirieren 8.000 Mann sind geblieben, welches 1761 geschehen ist. Im Oktober ist der Friede gemacht worden.

Daß in Hannover in den 6 Jahren eine große Verheerung und Schaden geschehen ist, kann ein jeder denken. Hier können wir Gott danken, die Feinde haben uns nicht überfallen an Hab und Gut, unsere Früchte haben sie uns einscheuern lassen, aber mit großer Mühe und Sorge. Denn das Ziehen und Jagen ungefähr 3 Wochen durch das Land forderte viel Vorspann, dazu haben sie viel Pferde mit Gewalt genommen und 3 – 5 Wochen behalten. Man kann leicht erachten, wie die Hannoveraner und Franzosen zugleich hier im Lande herumzogen, daß wir viel Nationen und Lieferungen haben tun müssen.
Den Franzosen habe freiwillig und unfreiwillig in den 6 Jahren liefern müssen 6 – 8 Nationen pro Woche Heu, Stroh und Hafer, auch Weizen, welches wir größtenteils über den Rhein haben fahren müssen bis Dorsten und Münster. Mein Sohn Hubertus hat im 16. Jahre seines Lebens mit einem Pferd in Düsseldorf Mehl aufgeladen und nach Corbach gefahren. Es waren 1800 Karren, sind ausgefahren St. Petri Tag, den 29. Juni 1760, er ist am 25. Tage wieder nach Hause gekommen, ohne Pferd und die Karre und Räder zerbrochen, so daß unser Mitgespann Johann König sie kaum wieder nach Hause bringen konnte. Ich hatte Hubert 8 Reichsthaler Zehrgeld mitgegeben, welche er mit Hunger und Elend verzehrt hat, und hat noch von hiesigen Kameraden dabei geliehen. Er hat sich mit dreien zusammen ein Weißbrot gekauft, ungefähr 2 Pfennig, bezahlt mit einem halben Kronenstück. Die Pferde krepierten vor Hunger, und ist zu denken, wie es in dem langwierigen Kriege mit den Einwohnern gestanden habe in Hannover. Für die gemeldete Reise und Pferde habe ich bekom­men 7 Reichsthaler und etliche Stüber, davon habe ich 4 Reichsthaler an die Obrigkeit angelegt in Düsseldorf.
Was die Lieferungen und Frachten angeht, sind meistens bezahlt worden, und haben viel Geld hierselbst auch im Winter bei Einquartierung verzehrt, aber nichts bekommen. Den Hannoveranern haben wir müssen liefern, denn sie hatten keine Magazine, nicht allein Heu und Hafer, sondern Holz, Fleisch, Bier, Brot. Sogar haben die bei den Lagern liegenden Dörfer das Essen mit Körben müssen tragen, und haben auch viele Pferde aus dem Land mitgenommen.
Aber was die Polizeiordnung angeht, wird der hochlöbliche Prinz Ferdinand von seinen Feinden gepriesen. Sein Volk durfte niemand über lästig werden, obwohl sie Feinde waren. Nur mußte man ihnen zu essen geben, durften aber sonst an Hab und Gut und im Felde bei Leibesstrafe nichts beschädigen. Wenn jemand eine Sauvegarde 17) begehret, war sie gleich da, wenn jemand etwas anders zu klagen, oder seine Pferde gern wieder hatte, um seine Frucht einzufahren, wenn es möglich war, geschah es sogleich, das kann Gott sei Dank nachgesagt werden.

1758

Ich muß noch anzeigen, daß das Jahr 1758 ein seht fruchtbares war, besser als lebenslang. Die Frucht war auch wohlfeil, das Malter Roggen kostete 20 – 22 Stüber.

1761

1761 machte der liebe Frieden zwischen den großen Monarchen dem langwierigen blutigen Kriege eine Ende, also daß der König von Frankreich sein Volk mit großem Verlust aus Hannover ziehen mußte.

1764

1764 haben die Kaiserlichen und Preußen auch einen guten angenehmen Frieden gemacht.

1764 ist Joseph zum römischen Kaiser erwählet, und ist mit dem König von Preußen in großer Freundschaft, das ist viel durch die Friedensgeschäfte mit Türken und Polen entstanden.
In Polen waren vier Religionen, griechisch und päpstlich = katholisch, reformiert und lutherisch, und weil darunter viel Uneinigkeit war, haben sich die hohen Häupter, als die russische Kaiserin oder Zarin, der römische Kaiser, der König von Preußen und auch der König von Polen dahin verstanden, daß eine jede Religion ihre gewisse Freiheit haben sollte. So hat es sich zugetragen, daß die papst-katholischen darüber rebelliert haben, haben die Lehrer und Mitgenossen umgebracht. Diesem zu wehren, schickte die russische Kaiserin eine Armee dahin. So stellten sich die gemeldeten Katholischen in eine Armee zusammen, erwählten sich Generalität und alles zur Kriegsrüstung, und wurden Konföderierte genannt. Sie haben den Russen tapfer Widerstand geleistet, und ist ein erschrecklich Blutvergießen daraus entstanden. Der König von Polen ist flüchtig geworden.

Als aber die Zarin die Konföderierten im Jahre 1769 so hart bedrängt, haben sie sich mit dem Türken verbündet, wollten ihm nach der Aussage 200 Meilen von ihrem Land einräumen, dafür sollte er ihnen die Freiheit verschaf­fen helfen, welches er einwilligte. Wie er sich nahte, schickte ihm die tapfere russische Kaiserin 1770 ein Heer entgegen, und ist erschrecklich Blut vergossen. Die Konföderierten haben sich mit den Türken müssen vereinigen, aber die Russen haben sie geschlagen, ihnen wer weiß wie viele Meilen und Städte abgenommen. Es geht jetzt das Gespräch, daß die Russen die Residenzstadt Belgrad inne hätten, und sollten auch Anschläge des Friedens vorgekommen sein in diesem Frühjahr 1771, aber daß Belgrad von den Russen ist eingenommen und Konstantinopel belagert.

1774 endlich ist der Friede gemacht worden. Polen ist von dem König von Preußen, den Russen und dem Kaiser in drei Teile geteilt worden. Die gemeldeten Religionen sollen jede ihre gewisse Freiheit haben, die verjagten Reformierten sind zurückgekommen, und ist ihnen alles zurückerstattet worden.

1770

1770 Anfang des Jahres hat das Korn gekostet pro. Malter 3 Reichsthaler und ist ein Aufschlag kommen. Bis das neue Korn herein war, kostet das Malter 3 Reichsthaler und das bei vollen Scheuern. Ist mehr und mehr aufgeschlagen, das Saatkorn ist für 9 – 10 Reichsthaler verkauft. Im Monat Mai 1771 ist zu Hückelhoven bezahlt worden pro. Malter 14 Reichsthaler bis zur neuen Ernte. Der Weizen hat dasselbe gekostet, wie auch das Korn, andere Früchte nach demselben Verhältnis. Man hat in diesem ganzen teuren Jahr viel Elend gesehen, und gehört, es ist Brot gebacken worden von Erdäpfeln, Hafer und schlechter Frucht, wenn es nur Brot war.
Ich habe gehört, daß sie zu Düsseldorf weiße Gurken gesammelt hätten, gewaschen, getrocknet und gemahlen, mit Frucht darunter, Brot davon gebacken für die Armen. In Aachen sollen Leute vor Elend gestorben sein. Doch der Allmächtige hat bis hierher geholfen, man hat auch nicht gehört, daß jemand vor Hunger gestorben ist. Wenn man mit fremden Menschen spricht, so sagen dieselben, daß wir hier noch in einem gelobten Lande wohnen, denn die Teuerung ist durch die ganze Welt, wie auch sie Zeitungen melden, ausgenommen Italien, wo es noch gut, von wo auch Getreide hierher geführt ist, während es dort vor 2 – 3 Jahren 22 – 23 Reichsthaler pro. Malter gekostet hat, wie mir ein hiesiger Glasmacher gesagt hat, daß seine Briefe solches melden.
Ich habe einen solchen Mann gesprochen, welcher mit seinem ganzen Hausgesinde nach Neuengland reiste, daß in Sachsen und Möhren eine solch erschreckliche Teuerung wäre. In seinem Ort, wo er her sei, habe das Pfund Brot ein halbes Kopfstück gekostet. Die Länder sind geschlossen, man kann Fracht von einem Amt ins andere fahren.
Mein Schwager Bastian Scharfhausen hat 4 ½ Malter Roggen zu Kariesn 18) in der Mühle gekauft, so haben ihm die Ortseinwohner das Korn abgenommen, was aber gemahlen war, haben sie ihm gelassen. Ob er die Obrigkeit anrief, half nichts, sie konnten ihm nicht helfen, er solle in seinem Amt bleiben, das Geld aber haben sie ihm zurückgegeben. Dieses ist an vielen Orten geschehen.
Die neue Frucht ist Gottlob gut geraten, besonders das Korn, man drischt auf 4 Schalen gut ein Viertel. Aber wenig Stroh. Die Länder sind noch stark geschlossen. Das Korn hat noch gekostet bis 1772 pro Malter 6 Reichsthaler, dann im Winter 5 Reichsthaler im Mai 4 Reichsthaler dann ist wieder der Aufschlag kommen, so daß St. Johannes in Neuss das kleine Malter mit 8 Reichsthaler bezahlt ist, also auch das Wassenberger Malter. Der schnelle Aufschlag ist davon gekommen, daß in Sachsen und Böhmen große Teuerung ist. Daselbst sind im vorigen Jahre die Früchte verdorben durch langwieriges Regenwetter, so sehr, daß sie Saatkorn aus fremden Ländern bekommen haben, habe in Sachsen gekostet 1 Malter Roggen 20 Reichsthaler, 1773 und 1774 war ein ziemlicher Preis, 4 – 6 Reichsthaler pro. Malter, 1775 bis März 5 Reichsthaler, bis zu Ostern ist wieder ein starker Aufschlag gekommen, welches der Allmächtige ändern wolle. Den 6. April ist pro. Malter zu Wassenberg bezahlt 7 ½ Reichsthaler.
Diesen Winter hat man auch nicht viel Korn aus dem Stroh gedroschen. Aus einem Fuder Garben hat man bekommen 7 bis höchstens 8 Viertel, oder vom Morgen 1 ½ Malter, vom besten 2 Malter, denn es war erfroren. Als es am blühen war, hatten wir zwei Nächte starken Frost, sodaß die Blüte erfroren war.
1776 im Monat Februar und März kostete Gott sei Dank das Malter Korn 3 ½, Weizen 5 Reichsthaler. 1777 pro. Malter Korn 2 Reichsthaler, 1778 4 Reichsthaler auch 1779. 1780 – 1785 ca. 4 Reichsthaler bald etwas mehr oder weniger. 1786 Anfang des Jahres 3 Reichsthaler. Stroh und Heu ist in den letzten 2 Jahren teuer geworden. 1787 das Korn pro. Malter 3 ½ Reichsthaler, Heu und Stroh wie im vorigen Jahre. 1788 das Korn pro. Malter 5 Reichsthaler.
Ich muß noch hinzufügen vom Jahre 1787, daß das Korn 3 ½ Reichsthaler gekostet hat bis Pfingsten, dann bis zur neuen Ernte sind die Speicher leer geworden und es hat gekostet 6 – 6 ½ Reichsthaler. 1789 ist ein schlechtes Jahr für alles Getreide gewesen, das Korn ist auf dem Preise vom letzten Winter geblieben bis Ostern, danach aufgeschlagen bis 8 Reichsthaler. Kurz vor der neuen Ernte war es kaum zu bekommen, welche Leute mußten frühzeitig mähen und dreschen, damit sie an Brot kamen. Der Preis ist also geblieben bis 1790, aber der Weizen ist jetzt im Februar verkauft worden zu 8 ½ Reichsthaler. Die Teuerung wäre noch viel höher gegangen, aber die Ausfuhr war verschlossen, und Branntweinbrennen war verboten.
Es kamen mit tausenden von Maltern den Rhein herauf aus Polen und Danzig. Unser gnädiger Landesherr hat im vorigen Herbst aufschreiben lassen, wie viel der eine oder andere zu viel hatte, auch wie viel der andere zu wenig hatte. Also auch der Kurfürst von Köln, derselbe hat von dem fremden Korn gekauft. Etliche Orte tun holen pro Kölsche Malter für 6 Reichsthaler.
Das fremde Korn ist die Menge kommen auch durch Holland auf der Maas bis Roermond. Die Herren aus dem Kloster zu Herzogenrath haben auch viel an der Maas holen lassen, pro. Malter 40 Stüber an Fracht. Die teure Zeit hat gewähret 1788 – 1790, bis das neue reif war.
1790. Nun haben wir Gott sei Dank ein gutes Jahr. Das Korn hat in der gemeldeten Zeit 8 Reichsthaler und noch darüber gekostet, aber alle Jahre vor der Ernte war es knapp. Sodaß jedermann ausgegessen war, das Land war geschlossen, die Fracht konnte nicht aus einem Land ins andere gehen. Ich erinnere hierbei, daß die Welt im Argen liegt durch die lang andauernde Teuerung für die armen Leute, auch daß man hört von Krieg und Kriegsgeschrei.

1771

1771 nach Bartholomäus ist hierselbst das Hornvieh wieder krepiert und hierselbst 50 Stück besser davon 8) geworden, 2 die frei geblieben sind. Ich habe Gott sei Dank eine Kuh und ein Rind behalten. Die besser geworden sind, sind verkauft worden pro Stück zu 40 – 80 Reichsthaler, die andern, was etwas ist, zu 26 – 30 Reichsthaler, denn die Seuche grassiert um und um, welches der Allmächtige, wenn es uns heilsam ist, verändern wolle.

1772

1772 sind die Jesuiten vertrieben worden aus ihren Klöstern.

1773

1773 sind die Jesuiten vertrieben worden aus den hiesigen Landen.

1775

1775 wurde auch Friede gemacht zwischen Russen und Türken. Die tapfere russische Zarin hat bei dem türkischen Frieden viel Freiheiten in Schiffarts- und Religionssachen errungen. Der König von Polen hat einen Teil von seinem Lande behalten.

1776

1776 ist das Hornvieh wiederum krepiert in wenig Tagen. Auf Pfingstmontag hat der Wasenmeister auf einen Tag 33 abgezogen. Es sollen ungefähr 60 Stück nebst denen vorhin, besser worden sein.

1784

1784 ist ein harter Winter gewesen, und bei Abgang des Wetters eine erschreckliche Wasserflut als jemals gewesen ist. Im Anfang Dezember hat der starke Frost seinen Anfang genommen, mit vielem Schnee bis Christfest, in den Feiertagen ist etwas Regen gekommen, bis den 26. Dezember. Vom 27. Dezember hat es sich so stark am frieren und schneien gehalten, bis zum letzten Januar. Das Eis und Schnee war so dick, wie es jemals gewesen ist, an dem gemeldeten Tag veränderte sich das Wetter etwas mit Regen, daß das Eis auf der Roer, weil sie etwas groß war, aufbrach, aber auf den großen Wassern nicht. Die Eisschollen setzten sich zusammen, als am alten Steg und an der Kuhweide, daß das Wasser über die Dämme in das Feld mit Macht trieb. Wir hatten Angst und Sorge wegen unserer Brücke, aber der Herr hat es verhütet, weil die Roer nicht übergroß war, so blieb das Eis durch seine Dicke in der Mitte aufgebaucht stehen. Von der Zeit war es 3 Tage etwas gelinder, so daß die Flächen allmälig etwas abtaten, so daß es nachher unserer Brücke keinen Schaden ist.

Aber die großen Wasser hielten die 2 – 3 Tage gelindes Wetter aus, daß Karren und Wagen sich nicht brauchten zu scheuen über den Rhein zu fahren bis zum 16. Februar 1784. Dadurch ging das große Elend an, da kam der Regen, das Eis setzte sich auf den großen Massen zusammen, der Rhein hat sich oberhalb Köln und Deutz zugesetzt von den vom Oberrhein kommenden Schollen, welche jenseits vom Rhein auf Deutz zugestoßen sind.
Die Menschen haben ihre Häuser müssen verlassen, und sind in das Kloster geflüchtet und erhalten geblieben, die Juden und die Christen. Wie viele tot geblieben, weiß ich nicht.
Die Fluten sind jenseits Deutz vorbei gegangen, wo die neue Buchdruckerei stand oder gebaut war. Diese soll eingefallen sein, die Eisfluten sind vorbei gegangen bis nach Mühlheim, da hat es unbeschreiblich elend zuge­gangen. Da haben sie im Anfang einen Deich gemacht, aber der war ihnen schädlich und half nichts. Die Fluten kamen zusammen Häuserhoch. Ungefähr 150 Häuser und die reformierte und lutherische Kirche, sowie die Schulen sind zusammen­gefallen, auch etliche 50 Menschen tot geblieben. Der lutherische Turm ist stehen geblieben, darauf hatten sich über 50 Menschen geflüchtet und sind gerettet worden. Wir haben eine gute Kollekte und Beisteuer dafür tun müssen.
In Köln auf dem Heumarkt hat das Wasser hoch gestanden und sind daselbst drei Häuser umgefallen und etliche beschädigt. Am Bollwerk am Rhein hat das Wasser gestanden, wenn es noch 3 Fuß höher gestiegen, so war es auf dem zweiten Söller. Welcher Schaden an Waren in Kellern und anderweitig ist nicht zu beschreiben.
Von Neuß und Düsseldorf hört man nichts, als daß der Rhein hoch gewesen und viele Waren verdorben sind. Die Fluten haben sich über den Neußer Driesch geschlagen in den Heerder Busch bis zu dem Städtchen Linn, da hören wir auch erschrecklich viel Elend von. Ich hab eine Predigt von dem dortigen Pastor gelesen, wie erschrecklich es der Stadt in den 4 Tagen vom 15. – 18. Februar 1784 ergangen an Hunger und Elend unter Menschen und Vieh. Auch welchen Dank er den Nachbarn und besonders den Krefeldern abgestattet hat, die ihnen mit großer Mühe zu Hilfe gekommen wären mit Proviant für Menschen und Vieh.
Von den anderen Dörfern und Uerdingen hört man nicht von großen Geschichten. Weiter rheinab hört man von erschrecklichen Geschichten, daß Städte und Dörfer durch Durchbrüche verdorben sind, welches leicht zu erachten ist.
Es ist ein Mann bei mir gewesen, der eine aufrichtige Kollekte sammelte wegen dem erbärmlichen Wasser- und Eisschaden im Dorf Elsfelt im Bergischen. Der Mann hat mir gesagt, ihr Dorf bestand aus 41 Häusern, davon seien 6 stehen geblieben und 23 Menschen umgekommen. Der Mann konnte mir nicht genug klagen, wie die Schollen das Dach bestürmten, denn es lag etwas niedrig zwischen den Bergen.
Zu Köln am Bollwerk sind noch drei kleine Häuser umgefallen. 16 holländische Schiffe sind in Trümmer gegangen, etliche wären anders wohin getrieben, die sie wieder bekommen hätten. Ein Holzfloß ist auseinander gegangen, worauf 60 Menschen waren, ich weiß nicht, wie viele am Leben geblieben. Was nun am Ober- und Unterrhein an Schiffen und Flößen geschehen, ist nicht zu beschreiben.

1785

1785 hat der Kaiser Joseph einige Klöster zugetan, als zu Roermond die Karthäuser, weil in seinem Gebiete ihnen alles verkauft, aber den darin befindlichen Mönchen lebenslänglichen Unterhalt gelassen.

1788

Im Jahre 1788 war in Holland eine große Uneinigkeit, die meisten wollten den Prinzen von Oranien vertreiben und nicht als Statthalter anerkennen, er hat auch müssen flüchten mit seiner Frau. Die Gegner heißt man Patrioten, die trugen blaue Bänder, darum sind viele Mordtaten geschehen, weil einige die blauen Bänder nicht annehmen wollten. Darauf schickte der König von Preußen 40.000 Mann mit Wehr und Waffen, die haben die Patrioten klein gemacht, aber mit großer Müh, besonders in Amsterdam, sie haben es gezwungen, der Prinz ist wieder an seiner vorigen Stelle.

1788 hat der Kaiser in Brabant, wie auch in seinen anderen Ländern, viel Klosterherren vertrieben, auch Befehl gegeben, auch in den hohen Schulen die Jugend zu lehren allein nach Gottes Wort und ihr Bücher zu geben nach Gottes Wort, welche ich selbst gesehen habe. Und die Prediger sollen das Evangelium besser predigen, und sollen die Sakramente halten, die Taufe und das heilige Abendmahl. Der Prinz hat sich geflüchtet.

1788 am Sonntag nach St. Martin haben wir in unserer Kirche ein hundertjähriges ordentliches Jubelfest gehalten. Unser Prediger Velhäuser hat vormittags eine schöne Dankpredigt gehalten. Text: Buch der Könige Kap. 8, V. 17 . 19. Über den Vers dieses Textes soll auch vor hundert Jahren die erste Predigt gehalten sein, von Herrn Engeling 19). Das zehnte Lied ist gesungen worden und von fünf Musikanten ordentlich gespielt, also 2 Verse gesungen und 2 Verse gespielt bis zu Ende. Des Nachmittags hat der Herr Prediger von Linnich gepredigt. Text Psalm 26, V. 8 und das 352. Lied ist gespielt und gesungen wie vorher.
Am Montag hat unser Herr Velhäuser wieder eine ordentliche Predigt gehalten über Psalm 26, die 7 Verse auch wie oben mit spielen und singen. Die Spielleute haben an der Tür gesessen, sie haben keine Violine gebraucht und in keiner Herberge gespielt in Üppigkeit, das hat unser Herr Velhäuser ihnen verboten.

1788 haben wir einen besonderen Winter gehabt, der hat den 23 November mit großer Kälte angefangen und hat gestanden mit übermäßigem Schnee und Kälte bis den 14. Januar 1789. Die Kälte war so groß, man hört, daß hier und da Menschen und Vieh vor Kälte gestorben sind.
Am 14. Januar hat sich das Wetter verändert und hat uns großen Schrecken gemacht wegen unserer Brücke. Das Wasser brach los und waren Schollen von 3 4 Fuß Dicke, die setzten sich vor die Brücke, so erschrecklich und so hoch, daß das Wasser über die Dämme ging. Die Roer war nicht sehr groß, das ganze Dorf war aufgeboten, und haben mit großer Mühe mit Haken und Stangen den ganzen Tag gearbeitet, bis die erste Flut fort ging. Dann am folgenden Tag die zweite und am 26. Januar die dritte, das war die größte. Es war sehr gut, daß die Roer in den 8 Tagen nicht größer geworden, sondern gefallen war, an unserer Brücke sind zwei Eispfähle fort, die Linnicher ist sehr beschädigt, die Florber ist ganz fortgegangen, die unsere haben wir Gott sei Dank erhalten. Nach der Zeit haben wir einen gelinden Winter bekommen.

1790

1789 habe ich gemeldet von Brabant und Lütticherland, da haben sich auch sogenannte Patrioten in Menge hervorgetan und wollen dem Prinzen nicht mehr gehorchen. Es sind viele reiche Klöster da, die sollen den Patrioten Proviant und Geld für Wehr und Waffen verschaffen, so geht das Gespräch. Jetzt sind einige tausend Preußen da, die haben die Stadt Lüttich eingenommen, und ihre Kanonen bei den Patrioten gestellt, es geht ein Gespräch, der preußische General wolle ihnen zu ihrem Recht helfen. Es sind auch Kölnische und von unseren Herren Völker da, die liegen über die Dörfer, also verdirbt das Land. Jetzt haben sie Stillstand, ihre Sachen sollen im Prozeß stehen zu Wetzlar. Die Preußen sind jetzt aus der Stadt gezogen und sind von allen Kurfürsten Völker dahin, haben einige Scharmützel gehabt mit den Patrioten 1790.

1790 Osterabend um 10 Uhr ist der schreckliche Brandschaden 20) bei Hinricus Gilles angegangen und sind 9 Häuser mit Scheunen und Stallungen verbrand, auch alles Vieh bei Heinricius Gilles und seinem Nachbar Cron. Unsere Kirche ist Gott sei Dank noch stehen geblieben, Predigers Haus ist abgebrannt. Wir haben es Gott sei Dank durch christliche und brüderliche Beisteuer wieder ganz neu aufgebaut mit Scheuer und Stallung. 1791 den 5. Juli ist es aufgerichtet worden, und am folgenden Tag hat unser Prediger Velhäuser eine schöne Dankpredigt getan, wegen der Richtung, und auch für die brüderliche Beisteuer und Kollekte, über 1. Thessal. 5, V. 18; „Seid dankbar in allen Dingen, denn das ist der Wille Gottes in Christo Jesu an Euch.“

1791

1791 haben sie sich vertragen, und haben den Prinzen wieder müssen annehmen. Aber sie sprechen von 40 Tonnen Schatz Unkosten, wer die bezahlen soll, darum haben sie noch Streit. In Brabant sind im größten Teil des Landes Patrioten und wollen den Kaiser nicht mehr anerkennen. Die Patrioten haben des Kaisers einkommende Gelder in ganz Brabant eigenmächtig in Beschlag genommen wie auch alle Kontore.
In Zoppenberg haben sie das kaiserliche Schild in Stücke geschlagen und mit Füßen getreten. Auch haben sie ihm in Brabant schandhafte Schmach mit Büchern und anderweitig angetan. Es heißt, der Kaiser habe einige tausend Mann auf dem Wege hierher, dann werden wir sehen, und hören, wie es geht, wenn wir leben bleiben. Aber der Kaiser hat mit dem Türken zu viel zu tun, dem hat er mit den zarischen russischen Völkern über 100 Meilen weggenommen, jetzt haben sie Belgrad belagert. Sie gedenken Konstantinopel zu bekommen.

Das Obige hat in Brabant 1789 angefangen und währet noch 1790. Jetzt 1790 ist der Kaiser Joseph diesen Sommer im Herrn entschlafen, 1791 ist sein Bruder Leopold an seine Stelle gekommen. Dieser Leopold hat den Brabantern den Willen in etwa getan, und hat sein Volk noch daselbst, aber noch keine rechte Einigkeit.

Es hat sich auch eine große Unruhe und Unheil in Frankreich erhoben, welches von keinem Menschen jemals ist erhört worden. 1790 sollen die Weiber den ersten Anfang gemacht haben. Weil daselbst eine große Teuerung war, so hatten sie einen großen Herrn angegangen um Lebensmittel. Der hatte sie mit einem ungnädigen Bescheid abgewiesen, so haben sie sich in Paris auf dem Markt zusammengerottet, wie auch die Männer der ganzen Stadt und haben den König, die großen Herren, die Klöster und die Geistlichen angegriffen, haben große erschreckliche Mordtaten getan und haben den König gefangen gehalten. Und nennen sich die Nation, welche, die nicht mit beschwören wollen, mußten sterben. Das Kriegsheer hat zum großen Teil ihnen zugeschworen. Etliche Regimenter haben dem König nicht absagen wollen.
Der König hat aus dem Lande fliehen wollen, er ist mit seiner Frau beinahe schon aus dem Lande gewesen. Da ist er bei einem Postmeister gewesen, hat gefragt, ob er ihn auch kenne, da hat der gesagt: Da hängt Ihr Porträt, hat gleich von dem Volk rufen lassen und sind wieder nach Paris zurückgeführt worden. Die Königin hat sich vor dem Postmeister auf die Knie geworfen, daß er sie möge passieren lassen, er sagt: nein, ich habe der Nation zugeschworen.

1791 im August ist ein großes Blutbad in Paris gewesen, alle, welche der Nation oder den Patrioten nicht zugeschworen, mußten einen schrecklichen Tod sterben, also auch durch das ganze Königreich. Die großen Herren, wie des Königs Bruder und solche, die mit dem König hielten, sind flüchtig geworden, wie auch das treu gebliebene Kriegsvolk, und haben soviel Geld mit aus dem Lande genommen, daß die Patrioten Papiergeld gemacht haben. Danach haben sie den Klöstern und den Geistlichen wie auch alles Staatseinkommen und Kriegsvorräte genommen.
Die Flüchtlinge sind nach Koblenz geflüchtet zu den Kaiserlichen, von da sind sie durch die Franzosen vertrieben und haben hier in Städten und Dörfern einige Wochen für ihr Geld gelegen. Sie haben all ihr Hab und Gut verlassen müssen.

1793

Ein kaiserliches und ein preußisches Heer sind nach Frankreich gezogen, und haben etliche Städte und Dörfer jämmerlich zugerichtet, sie haben Menschen und Vieh umgebracht.
Bei der Stadt Mons haben die Franzosen sie vertrieben, sie haben alles im Stich gelassen und sind nach Aachen gezogen, wo sie große Anstalten gemacht haben. Die Franzosen haben ganz Brabant auch Aachen und Koblenz eingenommen, und sind die Kaiserlichen am Rheinstrom bis hier an der Roer herumgezogen, haben die Brücken von Düren, Jülich, Linnich, auch unsere Brücke am Sonntag vor Neujahr 1793 abgebrochen.

Nun haben die Franzosen den Roerstrom ganz besetzt. Am 18. Januar 1793 haben wir auch ungefähr 250 Mann bekommen, die hier die Wacht halten sollen und patrouillieren, die wechselten bald alle Tage Kugeln mit den Kaiserlichen über die Roer herüber. Einmal des Nachts hatten wir einen großen Schrecken im Dorf, niemand durfte aus seinem Hause gehen, die Brücken und Stege über die Roer sind alle von den Kaiserlichen abgebrochen, weil die Kaiserlichen mit einem kleinen Heer in und um Aachen standen, und wichen vor einem französischen Heer zurück über die Roer.
Die Franzosen haben zu Aachen in der Stadt ihren Freiheitsbaum aufgerichtet und große Anstalten gemacht auch in der sogenannten Begau bis an die Roer. Wo Brücken und Stege abgebrochen waren, da setzten sie Patrouillen und Wachen. Das hat ungefähr 7 Wochen gedauert, dann machten die Kaiserlichen wieder Brücken und Stege über die Roer, denn ihre Macht war viel stärker geworden durch den großen General Koburg, so ist es ihnen gelungen, daß sie den Feind aus dem Bollwerk, sowie auch aus der Stadt Aachen und Lüttich vertrieben.
Die Stadt Lüttich, wie ganz Brabant und auch etliche holländische Städte und Gelderland hatten die Franzosen in Kontribution gesetzt, viel Geld daraus genommen. Allein aus Krefeld sollen sie 3 Tonnen Schatz bekommen haben, Venlo hatten sie noch inne, da haben die Preußen sie daraus vertrieben mit großer Müh. Maastricht hatten sie belagert, einige Tage beschossen und die Stadt sehr mit Feuer beschädigt, aber die Kaiserlichen und Preußen haben sie aus der Belagerung getrieben und aus Brabant und den holländischen Städten. Jetzt Anfang Juni ist ein alliiertes Heer von Kaiserlichen, Preußen, Holländern und allen Kurfürsten, so wie den Engländern auf dem Wasser.

1793 den 21. Januar haben die Nationalen den König Ludwig XVI. mit schrecklichen Verhör dem Scharfrichter übergeben, nach dem Gerichtsplatz geführt und wie der ärgste Missetäter hingerichtet.

1793 am 16. Oktober hat die Nationalversammlung die Königin auch so schrecklich verurteilt und hingerichtet. Sie haben sie ihre 2 Kinder nicht wollen küssen lassen. Sie haben in ihrem eigenen Lande Städte und Dörfer verheert. Die der Nation nicht zuschwören wollen, die werden ohne Gnade hingerichtet. Also haben sie das ganze Land in Zwang.
Die Rebellion hat nur 3 Jahre gewährt, sie zwingen die Leute zum Krieg, so haben sie mächtig viel Volk, man spricht von 4 – 5 Heeren.

1793 haben wir ein schlechtes Jahr gehabt. Das Korn hat gekostet anfangs 5 Reichsthaler ist dann bei vollen Scheunenaufgeschlagen auf 8 Reichsthaler, der Weizen auf 9 Reichsthaler. Seit der Zeit ist es das ganze Jahr teuer geblieben. 1794 das ganze Jahr durch 10 – 15 Reichsthaler.

1794

1794 haben die Franzosen ganz Brabant und Flandern wieder eingenommen, und sind die Kaiserlichen daraus vertrieben worden, mit Ausnahme der unüberwindlichen Festung Luxemburg, die hatten noch bis 1795 ein General der Kaiserlichen in Besitz. Die anderen Kaiserlichen hatten das Jülicher, Kölnische und Klevische Land besetzt auch Maastricht, Aachen und Jülich. Auch die Roer mit Patrouillen und Batterien versehen, Brücken und Stege abgebrochen. Dieses ist Anfang Oktober geschehen. Als die Franzosen Brabant und Lütticherland zum zweiten eingenommen hatten, kamen sie mit großer Macht und trieben die Kaiserlichen aus Herzogenrath und aus Aachen und die Patrouillen an der Roer, obwohl die Kaiserlichen Bollwerke durch die Bauern in Frondienst hatten machen lassen.
Zu Floris und Orsbeck und hier an der Schanzbrücke haben sie eine schöne Bataille gehalten. Da haben die Franzosen die Kanonen bei der Schanzbrücke auf dem Lande gepflanzt, damit haben sie viel Schaden an den Bäumen auf der Weide getan, sie in Stücke geschossen, sowie auch in meines Schwagers Haus eine Bombe durch die Mauer geschossen, außer dem Hof auch in den Baumgarten, hat ihnen sonst kein Leids getan, nur ist im Haus viel Schaden geschehen.
Zu Busch hatten die Kinder eine Bombe gefunden, die haben sie hereingetragen, und mit einem glühenden Eisen haben ausbohren wollen. Da ist die Bombe zersprungen, 2 Kinder sind tot geblieben, die Frau verlor ein Bein und ist gestorben.
Die Franzosen sind über und durch die Roer gedrungen, die Kaiserlichen mußten fort, hier an der Roer war auch eine große Anstalt, jenseits hatten sie tiefe Gräben machen lassen und die Brücke abgebrochen, aber alles war umsonst.
1794 am letzten Oktober und ersten November sind die Franzosen mit Macht vorgegangen und haben die Kaiserlichen auch jenseits vertrieben von Aachen bis nach Linnich, auch nach Körrenzig, da haben sie eine Brücke gemacht. Das merkwürdigste war, als die Kaiserlichen aus Linnich fort mußten, haben sie die Stadt in Brand geschossen. Diesseits des Rathauses an der Straße von der Roer-Pforte ist die ganze Seite der Straße mit Kloster und Predigerhaus und Schule und noch 11 Häuser eingeäschert. Die Franzosen haben noch löschen helfen und sind gleich nachgezogen und haben an der Steinstraße eine Bataille gehalten.
Aber die Kaiserlichen mußten über den Rhein, man weiß nicht, wo sie jetzt sind, sie haben noch die Dienstkarren mitgenommen. Da sind noch von Brachelen und meines Sohnes Knecht mit 2 Pferden und Karre bis zum Jahre 1795 fort. Wer weiß ob sie wiederkommen. Die Franzosen sind diesseits des Rheins geblieben und haben Jülich eingenommen, Köln und alles diesseits des Rheins, auch Nymwegen, Gelderland, Venlo und Maastricht. Das haben sie 2 Tage bombardiert, die Einwohner haben den Kommandanten zur Übergabe gezwungen, die Stadt war schon zum dritten Mal verdorben.
Nun sind sie hier im Jülicher, Kölner und Klevischen Land und haben in allen Städten einen Freiheitsbaum aufgerichtet, in Heinsberg, Geilenkirchen und Aachen, wie auch vor zwei Jahren. Zu Jülich haben sie auch einen Freiheitsbaum aufgerichtet, da haben sie einen großen Zech gehalten, mit den Karthäusern Herren ihrem Wein, den hatten sie alle holen lassen, und hat jedermann davon getrunken, bis sie voll waren. Die Karthäuser waren flüchtig, wie auch alle Klosterherren diesseits des Rheins. Die Franzosen haben ihnen alles genommen, auch die Kirchengeräte zu Köln aus allen Klöstern und Kirchen, wie wohl der Freiheitsbaum dasteht wie auch zu Aachen.
Mir hat ein Mann aus der Stadt gesagt sie hätten alle Kirchengeräte aus Gold und Silber, wie auch die goldene Krone nach Paris gefahren. Was haben sie nicht geplündert? Das hat an einigen Orten sehr arg gegangen, wo die Heere gestanden haben und durchgezogen sind, da haben sie Geld, Fleisch und Butter genommen. Zu Millich haben sie einen Mann 1200 Reichsthaler abgenommen, den andern Nachbarn auch so viel sie konnten. Dem Pastor von Schwanenberg Geld und andere Sachen dazu, also auch an allen Orten, die sie eingenommen haben.
Hier im Dorf haben sie uns mit dem Plündern nicht viel getan, wir haben es mit Geld und guten Worten abgemacht, aber das Dienen mit Pferden und Karren und Knechten war nicht wohl auszuhalten. Die Leute konnten die Saat nicht in die Erde bringen, sie mußten 10, 20, 30 Tage auf der Reise sein. Wir haben 2 Pferde mit Karren 46 Tage auf der Reise gehabt, unsere Männer haben akkordiert, es solle jeder mit 40 Reichsthaler bezahlt werden. Auch die anderen Dienste, die über 8 Tage dauern, sollen so bezahlt werden.
Dann ist auch das schreckliche Liefern an Heu und Hafer, Weizen und Korn, wie auch an die Kaiserlichen. Aber die haben Heu und Hafer teuer gekauft. Als sie in Maastricht, Brabant und im Lütticher Land waren im Frühjahr 1794, haben sie das Heu hier bezahlt mit 15 Stüber pro Stein 21), das neue noch höher, Hafer mit 5 Reichsthaler auch noch höher. Sie haben uns hier das Heu durch die Husaren mit Gewalt lassen wegnehmen, so haben unsere Männer denen versprochen, pro Stein 15 Stüber zu bezahlen. Also haben wir über 2000 Reichsthaler Schuld für unser Dorf.
Die Brücke ist uns zweimal abgebrochen. Das erste Mal hat unser Scheffen Sell sie aufbauen lassen, der hat das Geld dafür vorgeschossen, auch für anderes, so daß das Dorf ihm 500 Reichsthaler schuldig ist. Auch, das Heu, das von den Schöffen und Vorstehern für das Dorf gekauft ist, das mit Gewalt weggenommen wurde und andere Ausgaben, so daß obige Summe nicht einmal viel ist. Von den schweren Lieferungen will ich schweigen.

Jetzt haben wir Einquartierung in den diesseits der Roer liegenden Ämtern. Sie bekommen ihr Fleisch und Brot, so essen wir zusammen. Sie leben freundlich mit uns und haben Order und nichts zu tun bei Leibesstrafe, aber sie bekommen alle, Offiziere und Gemeine, lauter Papiergeld, das sind Blättchen, da ist etwas drauf gedruckt von der Nation und mit Ziffern bezeichnet als 2, 3, 10, 20, 30, 50 und mehr Stüber, so auch Franks. Von dem Papiergeld kommt soviel ins Land. Hier im Dorf ist eine Kuh verkauft worden, da mußten sie lauter Papiergeld für nehmen, weil Soldaten hier sind. Wir können es in Schatz und Steuer ausgeben. Die Soldaten geben es in den Läden für Bier und Tabak für den halben Wert.

Die Nation gedenkt die Länder diesseits vom Rhein von oben an bis unten hin zu behalten. Trier und Mainz da haben sie auch noch ihr Volk. Wenn das geschieht, dann sollten sie das Papier wieder nehmen und ander Geld kommen lassen. Wenn sie Länder räumen müssen, dann sollen wir das Papier wohl behalten. Man hört sagen, sie wollen noch Kontribution ausschreiben, auf solche Weise können sie es bekommen, und ist der Schaden doch für uns. Es sieht sich jetzt schlecht an, die Teuerung ist groß. Jetzt 1795 im Januar kostet das Korn 15 Reichsthaler für Silber bekommt man es 1 Reichsthaler billiger.
Sie versprechen uns, das Papiergeld wieder einzulösen und alles zu bezahlen. Das kann geschehen, sie haben soviel Gold und Silber nach Frankreich geschleppt, daß sie Geld genug machen können. Aber mich besorgt, das Dienste leisten hält noch an. Fleisch müssen wir zu Süstern alle 2 – 3 Tage, und Brot zu Randerath oder Heins­berg holen, die Einquartierung von Fußvolk und Reitern die wird diesen Winter wohl noch währen. Wir müssen den allmächtigen Kriegsmann, der königliche Herzen lenken kann wie Wasserbäche, um den lieben Frieden bitten, daß die Schwerter zu Flugscharen gemacht werden. Aber es hat noch ein schlecht Ansehen zum Frieden.

Der Brand in Linnich ist geschehen, wie ich von einem zuverlässigen Manne gehört habe, am 2. Oktober 1794. Die Kaiserlichen haben den Brand über die Roer hineingeschossen, es ist an der Roerpforte neben der Mühle abgegangen, diesseits der Straßen an dem Rathaus bis zu der Willerpforte. Es sind 117 Häuser eingeäschert, Kloster und Kirche auch. Die reformierte Kirche, Schule und Predigerhaus sind nicht dabei gerechnet, auch ungefähr 100 Scheunen, die meist gut mit Frucht gefüllt waren, es wären von der Stadt 100 Häuser stehen geblieben.

Die Teuerung ist 1794 noch größer geworden in allen Lebensmitteln, das Korn bis 10 Reichsthaler und andere Frucht nach Ertrag. Salz 12 -15 Stüber pr. Pfund, Seife 12 Stüber, Kaffeebohnen pr. Pfund 1 Reichsthaler. Weil die Franzosen jetzt diesseits des Rheins alles eingenommen haben, so lassen die von drüben und auch die Holländer nichts nach hierherein.

1795

1795. Wir haben dieses Jahr einen haarigen Winter, der hat im Dezember seinen Anfang genommen, und hat mit hartem Frost angehalten. Im letzten Januar sind einige Tage etwas gelinder gewesen.

Die Franzosen sind im halben Januar aus den Quartieren gezogen, und haben Köln, Neuß, Uerdingen bis nach Nymwegen diesseits vom Rhein alles eingenommen, und noch in den letzten Tagen des Februars sind 100.000 Mann zu Emmerich über den Rhein gegangen in die preußischen Örter.
Im Bergischen da ist große Teuerung, weil sie keine Frucht von diesseits dem Rhein gehen lassen. In Solingen kosten 8 Pfd. Brot 1 Reichsthaler 2 Stüber. Im Bergischen sind die Emigranten oder Königstreuen mit Tausenden, auch viel Flüchtlinge aus Brabant. Das sind alles große Herren, Pfaffen und Mönche, die alle viel Geld haben. Die haben auch die Teuerung mit verursach, man hört jetzt nicht wo sie sind.
Der Franzosen sind am Rhein viele vor Kälte gestorben und viele Krankheiten entstanden. Zu Jülich haben sie ein Lazarett, da sind so viele, daß wir sie zum Teil haben müssen wegfahren.

Den 28. März haben die Franzosen bei Wesel eine Bataille gehabt, da haben die Preußen verloren. Anfangs haben die Franzosen weichen müssen, dann haben sie Hülfe bekommen, und jenseits des Rheins ist ein Corps den Preußen in den Rücken gefallen, so daß sie verlieren Mußten, und ist ein großes Morden gewesen. Die Preußen sind beinahe alle tot geblieben oder gefangen, etliche hundert sind nach Roermond gebracht. Jetzt haben die Franzosen den Rhein bis nach unten hin, auch die Maas an beiden Seiten, Venlo, Maastricht, Lüttich und den größten Teil von Holland. Da wollen sie kein Papiergeld, sie bezahlen noch lieber die Franzosen mit ihrem Geld.
Sie sprechen jetzt stark vom Frieden, wie wir auch hoffen. Aber die Franzosen wollen zuviel haben, sie wollen dem Freiheitsbaum gemäß tun, alle Herren und Klöster sollen bezahlen, wie auch die Bürger und Bauern. Alle Pastoren sollen ihr jährliches Gehalt haben, wie auch die Advokaten, die sollen dafür die Prozesse in wenig Tagen austragen. Aber wie sie es vorhaben mit der Religion, weiß man nicht, wenn dem Evangelium nur kein Abbruch geschieht. Aber der Allmächtige, der die Herzen lenkt wie er will, wird ein Einsehen haben.

1795 bei der neuen Ernte ist das Korn bezahlt mit 18 Reichsthaler, der Weizen mit 24 Reichsthalern, also alle Früchte nach Ertrag. Jetzt 1796 ist es ebenso. Die armen Leute sind zu bedauern wegen Hunger leiden. Ein Brot hat den ganzen Winter ½ Reichsthaler gekostet, jetzt im März 25 Stüber, alles ist teurer, Seife 12 Stüber, Salz hat gekostet 15 Stüber, jetzt 6, Kaffeebohnen pr. Pfund 40 Stüber, Öl pr. Kanne 36 Stüber.

1795. Es geht noch immer ein Gebot, Fuhrwerk zu stellen auf 4 – 8 Tage für Futter und Zehrgeld, aber sie müssen doch abwarten, wann sie los werden. Hier ist ein französischer Offizier gewesen, der hat gesagt, sie hätten elf Heere im Feld stehen, sie müßten Kontribution ausschreiben. Das haben sie auch getan, unserm Lande 24 Millionen, auch den Herren, den Klöstern und Pastoren, wie sie in andern Ländern auch getan haben. Dem Herrn Vondehallen 22) sollen sie 1.100 Reichsthaler aufgeschrieben haben, Mahr 900 Reichsthaler, Windau auch so viel, so alle Herren nach Vermögen. Den Hogenbuscher sollen sie auf 27.000 Reichsthaler veranschlagt haben, so alle Klöster und Prediger, je nachdem wie reich sie sind. Jetzt hört man. Daß sie die ausgeschriebenen Kontributionen zu zwei Drittel wollen nachlassen, unser Land soll von den 24 Millionen nur 8 zahlen. Unser Dorf hat 28 Kronen bezahlt, davon hat unser Bürgermeister 14 Kronen zurückbekommen.

1795 den 8. Juli. Mit dem Liefern von Korn und Weizen haben wir ca. 2 Monate Ruh gehabt, aber wo noch Heu war, das haben sie mit Gewalt und ohne Geld weggenommen. Hier im Dorf unser Schöffe Paul, der hatte den Zehnten, davon hatte er noch Heu in seinem alten Haus und Ställen. Da sind die Franzosen gekommen, haben es ungewogen lassen bündeln, alle Pferde im Dorf requiriert, 21 Karren beladen, das haben sie nach Koblenz fahren müssen. Das haben sie im Besitz, Mainz noch nicht, da sollen 3 Heere stehen, jedes 100.000 Mann stark.
Sie haben unzählbar viel Volk hier in den Städten wie Jülich, Düren, Köln, Neuß, Venlo, in Brabant und Holland.

Jetzt in den letzten 14 Tagen ist viel Volk aus Brabant gekommen, die Luxemburg belagert hatten, welches nach drei Jahren im Juni hat kapitulieren müssen. Die Franzosen gehen alle nach dem Rhein. Jenseits der Roer sind in Hückelhoven, Erkelenz, Wickrath alle Häuser belegt mit 6 – 7 Mann, man weiß nicht, auf wie lange.
Es geht ein Gespräch, daß sie den Engländern und Holländern ihre Magazine sollen weggenommen haben, Korn, Hafer, Weizen zu vielen tausenden von Maltern haben sie zu Wasser bis Venlo kommen lassen. Jetzt ist schon einen Monat davon angefahren worden in Frohndienst, erst haben sie auch dafür bezahlt, das ist aber aus. Es werden jeden Tag 40 – 60 Karren aufgeladen, hier aus dem Dorf sind auch etliche dagewesen, das haben sie lassen fahren nach Koblenz, Düren, Köln und wo sie es hin haben wollten. Das kostet den Leuten viel Zehrgeld. Jetzt lassen sie die Karren aus allen Orten kommen, wir müssen jede Woche zwei Karren schicken, die nächste Woche zwei neue, dann kommen die ersten los, wenn sie nicht auf weiten Reisen sind.

1796

Der Krieg hat jetzt 5 Jahre gedauert. Der liebe Gott wolle bald Frieden geben, aber es sieht sich noch schlecht dazu an. Die Teuerung ist in den Jahren schlimm gewesen, die armen Leute, die nichts wachsen haben, sind zu bedauern, sie gehen betteln. Das vorige Jahr, 1795, war ein gutes Jahr. Die Frucht war gut geraten. Aber vor der neuen Ernte war Teuerung, die vorigen Jahre war es schlecht geraten. Das Malter Korn kostete 17 -18 Reichsthaler Weizen 20 – 24 Reichsthaler. Nach der neuen Ernte ist es noch nicht viel abgeschlagen. Das Brot kostet 1796 jetzt im März 25 Stüber, die Erdäpfel werden verkauft zu 2 ½ - 3 Reichsthaler (pr. Malter), Rüböl 16 Blasse (?) 23) pr. Kanne, das hat es 2 – 3 Jahre gekostet, und noch mehr.
Der Rübsamen ist etliche Jahre nicht geraten, Gott hat doch geholfen, fremdes Öl ist doch gekommen in Menge, wovon man nie gehört hat, das wird Fischöl genannt, und ist in der Lampe gut zu brennen. Das wird zu 12 Blasse pr. Kanne verkauft. Seife kostet 12 Stüber pr. Pfund. Salz hat 15 Stüber gekostet, ist jetzt gut abgeschlagen auf 5 – 6 Stüber, Kaffee und Zucker waren nicht zu bekommen, jetzt kostet ein Pfund vom besten Kaffee 40 Stüber.

Dieses alles habe ich Wilhelm Keller geschrieben, in den Jahren meines Alters am 12. März 1796.
Das ist alles nicht in Reimen gesetzt, wie es sein sollte. Ich bitte, daß nach mir niemand darüber spotte, es ist doch vor und nach geschehen.

 

Anmerkungen (von Heinrich Müllers)

7) Das dürfte wohl der obengenannte Schwager des Chronisten sein.

8) D. h. von der Seuche geheilt worden.

12) Soll wohl heißen „Peltzer“.

13) Es handelt sich um den Hof „Ifenkroith“, zwischen Titz und Gevelsdorf etwas nördlich gelegen, der früher auch „Ifekrath“, „Ifekrooh“ hieß und von dem einer bekannt katholische Familie ihren Namen trägt.

14) Johann Christoph Vielhauer von Kreuznach war von 1752 bis 1800, in welchem Jahr er starb, Prediger der vereinigten reform. Gemeinden Hückelhoven und Wassenberg.

15) = Ratheim.

16) = Burgwaldniel.

17) = Schutzwache; wohl zur Sicherung eines Gehöfts oder eines Transports vor Plünderung etc.

18) Hier liegt zweifellos wieder ein Lesefehler des Abschreibers vor. Soll das etwa „Körrenzig“ heißen?

19) Gerhard Engeling aus Burgsteinfurt war von 1660 bis etwa 1707 Prediger der reform. Gemeinde Hückelhoven und Wassenberg, bis 1685 bediente er dazu auch noch die Gemeinde Lövenich.

20) Es handelt sich dabei um den Brand Hückelhovens, bei dem mit dem reform. Pfarrhaus auch sämtliche Kirchenbücher verbrannten; so daß dadurch familiengeschichtliche Forschungen über reform. Familien der ganzen Gegend außerordentlich erschwert, wenn nicht gar unmöglich sind.

21) 1 Stein = 29 Pfund.

22) Damit ist wohl der Besitzer des Hauses Hall bei Ratheim gemeint.

23) Muß anscheinend richtig „Blaffert“ heißen; das ist eine damalige Münze.