Pfarrgemeinde St. Johannes d.T. Ratheim 

und unsere Gemeinschaft der Gemeinden


Entwicklung der Buscher Siedlung

von Johannes Bürger
 

Unmittelbar nach dem 1. Weltkrieg wurde die Kohleförderung bei der Gewerkschaft Sophia-Jacoba aufgenommen. Daraufhin kamen viele Bergleute, zunächst aus dem Aachener Raum, dann aus dem Ruhrgebiet, aus Ostpreußen und aus Schlesien, in unsere Gegend. Diese brauchten natürlich auch Wohnungen für sich und ihre Familien.
So wurden zuerst die großen Bergmannssiedlungen in Hückelhoven und Schaufenberg gebaut. Dann baute die Aachener Bergmanns-Siedlungsgesellschaft jenseits der Bahnlinie in Ratheim­Busch 1932 die sog. alte Siedlung, nämlich die Häuser auf der Ackerstraße, der Feldstraße, der Grünstraße und dem Diebsweg.

Die Kinder der dort angesiedelten Bergmannsfamilien besuchten die gerade neu gebaute Volksschule in Schaufenberg. Kirchlich wurde dieser erste Teil der Buscher Siedlung der damaligen Rektoratsgemeinde Schaufenberg zugewiesen. Warum das so geregelt wurde, ist heute nicht mehr genau nachzuvollziehen. Man kann nur vermuten, dass in dem neuen Schulgebäude in Schaufenberg die notwendigen Räume vorhanden waren, in Ratheim aber nicht. Und kirchlich könnte man gemeint haben, die Buscher Siedlung gehöre ihrer Sozialstruktur nach eher zu Schaufenberg als zu Ratheim.
Dieser Zustand hielt bis Ende des Krieges an. Daher kam es sicher auch, dass der erste Teil der Buscher Siedlung in Ratheim in der ersten Zeit Fremdkörper blieb. Etwas abschätzig wurden die Mitbürger der Buscher Siedlung in Ratheim zunächst als "Siedlunger" bezeichnet.

Im Jahre 1952 wurden dann die zweigeschossigen Häuser zwischen Ackerstraße und Bahnkörper, nämlich an der südlichen Seite der Ackerstraße, an der Buscherbahn, an den Straßen "Auf dem Turm" und "Auf der Henne" gebaut. 1959 baute die zecheneigene Bergmanns-Wohnungsbau GmbH die vielen Häuser der "Bammich­Siedlung", nachdem sie die Grundstücke dafür von der damaligen Gemeinde Hückelhoven-Ratheim gekauft hatte. 1965 folgten die Häuser am "Schmittenweg", "Am Weidchen" and am verlängerten Diebsweg.
Ab 1970 wurde das Gelände "An der Reitbahn" erschlossen, an Einzelbewerber verkauft und bebaut.

Um diesem inzwischen groß gewordenen Wohnbereich auch einen kulturellen und kirchlichen Bezugspunkt zu geben, kam es 1971/72 zum Bau des Hauses der Begegnung an der Königsberger Straße durch unsere Pfarrei, dem dann der Bau des zweiten Pfarrkindergartens an der Breslauer Straße folgte. Hier sollen sich die Bewohner des gesamten Siedlungsbereiches Ratheim­Busch in vielfältiger Weise begegnen. Das Haus sollte aber auch ein Ort der Begegnung zwischen den Menschen beiderseits des bisher trennenden Bahnkörpers werden. Und man kann erfreulicherweise sagen, dass die Leute von Alt-Ratheim und die der Buscher Siedlung längst in gutem Einvernehmen leben.

Als gewisse Abrundung des Siedlungsbereiches Ratheim-Busch sehen zur Zeit 42 Einfamilienhäuser der Bergmanns-Wohnungsbau GmbH an der Breslauer Straße ihrer Vollendung entgegen. Dieser Pfarrbrief möchte die Bewohner dieser Häuser herzlich begrüßen.
Inzwischen wohnen im gesamten Siedlungsbreich Ratheim-Busch rund 2.100 Menschen, von denen etwa 1.060 der Kath. Kirchen­gemeinde und 580 der Evang. Kirchengemeinde angehören. 385 Mitbürger in diesem Wohnbereich bekennen sich zu anderen Glaubensgemeinschaften.

In den "Niederrheinischen Blättern" vom 25. Februar 1986 heißt es zu unserer Siedlung: "Bemerkenswert ist sicher der innere Zusammenhalt einer solchen Siedlung. Die Bewohner leben die ausgesprochen gute Kameradschaft zwischen den Siedlungsnachbarn. Ein Beispiel für solch harmonisches Zusammenleben ist die Siedlung in Ratheim-Busch."

So kann man also sagen,daß in den letzten 50 Jahren auf der nördlichen Seite der Bahnlinie ein völlig neuer Ortsteil von Ratheim entstanden ist, dessen Bewohner einerseits ein eigenes Gemeinschaftsleben führen, aber andererseits sich doch mehr und mehr auch in Ratheim in die beiden Kirchengemeinden und in das sonstige örtliche Gemeinschaftsleben eingefügt haben und somit Ratheimer geworden sind. Allerdings gibt es hier sicher noch Verbesserungswürdiges von beiden Seiten.

(aus dem Pfarrbrief 1986/3)