Pfarrgemeinde St. Johannes d.T. Ratheim 

und unsere Gemeinschaft der Gemeinden

Portrait Johannes Bürger
Johannes Bürger
Bildquelle: Photo im
Besitz von Leni Bürger
 

Johannes Bürger (1930 - 2010)

von Dr Hans Latour (2011)
 

„Er starb in hohem Alter, betagt und lebenssatt“, so heißt es in der Genesis über Abraham. Und das könnte man auch von Johannes Bürger sagen, der mit 80 Jahren nach einem überaus erfüllten Leben von Gott in die Ewigkeit abberufen wurde. So hat er geglaubt, und dieser Glaube war wohl das Fundament, das sein Leben geprägt und worauf er es aufgebaut hat.

Aber es war kein Kinderglauben, der undifferenziert sein Leben durchzogen hätte. Hellwach hat er die Veränderungen in der Theologie und im Glaubensverständnis verfolgt, hat mit Küng und Drewermann (letzterem stand er sehr kritisch gegenüber) an seiner Kirche auch gelitten, ohne das Fundament aufzugeben, nämlich das Evangelium. Und diese Basis war es auch, die ihn in besonderer Weise mit der Ökumene verband, die ihm ein Herzensanliegen war.

Ich kannte Johannes Bürger seit mehr als 60 Jahren und durfte ihn auf dem einen oder anderen Stück seines Lebensweges begleiten. Bis kurz vor seinem Tod haben wir noch in unseren Familien über manches „dicke Buch“ aus Politik, Geschichte, Theologie gesprochen; denn das Lesen war bis zuletzt nicht einfach nur ein Zeitvertreib unter anderen für Johannes Bürger, es hielt seinen Geist wach, und er bekundete ein ungebrochenes Interesse an dem, was außerhalb seiner eigenen Welt passierte.

Und diese eigene Welt, das waren seine Familie mit den vielen Enkelkindern; sein Beruf als Stadtdirektor von Hückelhoven, vor allem in den turbulenten Zeiten des Umbruchs in der nun ehemaligen Zechenstadt; sein Leben in und mit der Kirche in vielen ehrenamtlichen Tätigkeiten; seine Lehrtätigkeit an verschiedenen Fachhochschulen; die Caritas-Werkstatt in Schierwaldenrath; seine Tätigkeit als Chronist seiner näheren und weiteren Heimat und die damit verbundene Lust am Schreiben; seine mehr im Verborgenen ausgeübten Aktivitäten in christlicher Nächstenliebe (bei denen er sich an den Rat des Matthäus hielt, seine Linke nicht wissen zu lassen, was die Rechte tut); seine Liebe zur Gartenarbeit, die er mit seiner Frau Leni teilte und die er so lange pflegte, bis die Gesundheit sie nicht mehr zuließ; seine Freude an der Geselligkeit mit Menschen, die er mochte und die ihn mochten; nicht zuletzt seine Treue zu den Freunden und Weggefährten.

Unsere Pfarrgemeinde stand auf seiner Agenda (wenn man das so sagen kann) ganz oben. Und das hatte nicht nur damit zu tun, dass beide am 24. Juni Namenstag haben. Mit den Pastören von Ratheim (unter Lorenz Offermanns wurde er mit neun Jahren Messdiener), insbesondere nach Kriegsende 1945 mit August Pütz, seinem Nachfolger Heinrich Pesch und dem jetzigen Amtsinhaber Klaus Jansen verband ihn neben seinen Ämtern als Mitglied des Kirchenvorstandes oder als langjähriger Vorsitzender des Pfarrgemeinderates (er war der erste PGR-Vorsitzende in St. Johannes nach den Reformen des II. Vaticanums) ein persönliches und freundschaftliches Verhältnis, auch wenn er nicht immer dieselbe Meinung hatte wie die geistlichen Herren. Johannes Bürger übte viele Führungsfunktionen aus, angefangen von der katholischen Jugend der Pfarrgemeinde über das Dekanat, bis hinauf zur Diözesanebene, wo er es bis zum Obmann der Katholischen Jungmännergemeinschaft brachte. Als Mitarbeiter des Pfarrbriefes hatte er den Part übernommen, über Personen und Familien zu berichten, die für das Pfarrleben von Bedeutung waren sowie über Bauwerke und Ereignisse, die das Leben unserer Gemeinde mitgeprägt haben und weiterhin prägen. Dabei kam ihm sein phänomenales Gedächtnis zugute, das auch längst Vergangenes präzise einzuordnen vermochte.

Über den Besuch des Papstes in Deutschland haben wir nicht mehr miteinander sprechen können. Ich bin sicher, Johannes Bürger hätte einerseits die positiven Aspekte dieses Besuches gewürdigt, andererseits aber auch die vielen Baustellen mitfühlend zur Kenntnis genommen, für die wir bei uns und in aller Welt mit verantwortlich sind.

Möge Johannes Bürger ruhen in Frieden! Wir denken gerne und dankbar an ihn zurück.


Aus dem Ratheimer Pfarrbrief Weihnachten 2011