Pfarrgemeinde St. Johannes d.T. Ratheim 

und unsere Gemeinschaft der Gemeinden


Logo: eine Gemeinschaft von Menschen rund um die Ratheimer Pfarrkirche

 

Liebe Mitchristinnen, liebe Mitchristen,

mein liebstes Weihnachtslied ist zweifellos „Ich steh’ an deiner Krippe hier“. Dabei hat dieses Lied im Grunde gar nichts Besonderes. Vermutlich liegt es daran, dass ich zu meiner Weihnachtskrippe ein ganz besonderes Verhältnis habe. Von einem blinden Künstler damals in der DDR hergestellt, hat unsere Familie fast jede einzelne Figur über die Grenze geschmuggelt. Ganz besonders ist mir eine Hirtenfigur ans Herz gewachsen. Ich weiß noch, wie ich sie damals als kleiner Junge kurz vor der Grenze aus der Verpackung nahm und zwischen zwei Brotscheiben steckte, damit die Grenzer sie nicht fänden, wenn ich meinen Vorratsbeutel würde öffnen müssen. Hinter der Grenze dann nahm ich den mit Butter verschmierten Hirten wieder in die Hand, reinigte ihn und legte ihn behutsam wieder in seinen Karton. Von da an hatte ich ihn ins Herz geschlossen: Einen Mann, den das Alter gezeichnet hat mit gesenktem Kopf. Mühsam steht er in der Krippenszene da, sich an seinen Stab klammernd. Auch heute noch habe ich den Eindruck, dass er auf das Kind schaut und in Gedanken weit weg ist. Vielleicht sinniert er darüber, welche Hoffnungen er selbst in sein neugeborenes Kind damals setzte? Oder ob er um die Hoffnungen weiß, die mit dem Kind in der Krippe verbunden sind? Vielleicht sammelt er auch nur ganz aufmerksam die Eindrücke der Szenerie und stellt sich vor, wie er seinen Enkelkindern von dieser Stunde im Stall zu Bethlehem erzählen wird?

Zeichnung: Kerze und ZweigWeihnachtskrippen erzählen Geschichte: die biblische Geschichte voller Hoffnung in das Gotteskind. Mitunter auch ganz andere Geschichten, wie etwa die Geschichte meines Hirten. Dass sie Geschichten erzählen, liegt wohl daran, dass Weihnachten selbst ein Fest ist, das Geschichte(n) macht – in doppelter Hinsicht: Dieser Jesus aus Nazaret hat Geschichte geschrieben. An Weihnachten feiern wir den Beginn einer ganz neuen Geschichte Gottes mit uns. Und: Wer Weihnachten feiert, erzählt am besten Geschichten. Wie es früher war; was wir uns für die Zukunft erhoffen; was Weihnachten uns bedeutet.

Im Namen von Ute Errens, Klaus Jansen, Jose Kallupilankal, Michael Krosch, Achim Kück, Norbert Reyans, Heidrun Skowranek und Ingrid Wolters wünsche ich Ihnen eine segensreiche Weihnacht, angefüllt mit viel Zeit, einander die Geschichten zu erzählen, die Ihnen in diesen Tagen wichtig sind.

Herzlich, Hartmut Schmidt