Lehrer Bernhard Elbern - ein Vorbild für unsere Gemeinde

von Johannes Bürger
 

Ehepaar Elbern
Bernhard Elbern und
Ehefrau Pauline geb. Darius

Silberhochzeit am 24.7.1942
Photo: Paul Knippertz

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Bernhard Elbern wurde 1887 in Brachelen als Sohn eines Briefträgers geboren. Nach seiner Volksschulzeit besuchte er die Lehrerpräparandie (Bildungsanstalt für Lehrer) in Linnich. Nach Ablegung der entsprechenden Prüfungen bekam er seine erste Lehrerstelle in Ratheim. Das war im Jahre 1909.

Er hat dann sein ganzes Leben als Lehrer an der Ratheimer Volksschule verbracht mit einer kurzen Unterbrechung nach dem 2. Weltkrieg in Schaufenberg.

Im 1. Weltkrieg war er als Soldat an der französischen Front. Dort war er auch schwer verwundet worden, wodurch sein rechter Arm versteift war. (Aber er konnte mit der linken Hand kräftige Ohrfeigen austeilen, was er allerdings sehr selten tat.) Er fasste in Ratheim auch familiär Fuß, als er 1917 Pauline Darius heiratete, eine Tochter aus der Metzgerei Darius auf der Vennstraße, die dort war, wo nachher sein Sohn Willi die großen Häuser gebaut hat, in denen bis vor einigen Jahren die Ratheimer Post war.

Herr Elbern war als Lehrer sehr beliebt. Mehrere Ratheimer Generationen haben ihn nur mit "Herr Lehrer" angeredet, auch nachdem sie längst der Schule entwachsen waren. Sein Lieblingsfach war Rechnen. Er nannte das "Rechnen aus dem praktischen Leben". Dadurch war dieses an sich spröde Fach nie langweilig. Dazwischen flocht er Erzählungen aus seinem Leben, aus seiner Familie und vor allem Kriegs­erlebnisse ein. Dabei verstand er es, uns Schülern einen tiefen Hass gegen die "Geißel des Krieges" zu vermitteln. Das Leid der Mütter um ihre gefallenen Söhne verstand er besonders eindrucksvoll zu schildern, wobei er die Mütter in allen Nationen meinte. Bei Lehrer Elbern war zu spüren, dass er sein Vaterland liebte, aber genauso Hochachtung vor den Menschen anderer Nationen hatte, auch vor den ehemaligen Kriegsgegnern.

Bernhard Elbern war ein tief religiöser Mann. Jeden Morgen nahm er an der hl. Messe teil. Entweder kniete er hinter den Schulkindern auf der Jungenseite (links in der Kirche). Als das nicht mehr möglich war, hatte er seinen täglichen Platz auf einem Betstuhl auf der Orgelbühne, diesseits der Chorsänger. Seine religiöse Einstellung brachte ihm natürlich Gegnerschaft zum nationalsozialistischen Regime ein. Pfarrer Lorenz Offermann hatte ihm und den anderen Ratheimer Lehrern und Lehrerinnen, die die gleiche Auffassung hatten, angeraten, doch Parteimitglied zu werden, weil anderenfalls damit gerechnet werden müsse, dass sie versetzt würden und dann andere, parteihörige Lehrer nach Ratheim kämen. Lehrer Eltern war mutig nicht nur in seiner Haltung, sondern auch in manchen seiner Äußerungen. Ich erinnere mich gut, dass er an einem Montagmorgen, nachdem sonntags über den Rundfunk verlautbart worden war, dass alle Äußerungen Hitlers gesetzesähnliche Wirkung hätten und die Gerichte binden, zu uns sagte: "Jungens, es ist ein Unglück für ein Volk, wenn alles, was einer sagt, Recht setzt." Damals war ich 13 Jahre alt und habe gedacht, dass, wenn das einer von uns nach außen bringen würde, unser Lehrer mindestens aus dem Schuldienst flöge oder ins KZ käme. So rigoros war das damalige System. Aber offensichtlich haben alle geschwiegen.

Das ging aber auch in dieser Zeit gut, weil damals neben Bernhard Elbern noch Adolf Schmitz, Grete Haselier, Maria Großmann, Käthe Mäling und zeitweise Peter Weingartz die Ratheimer Lehrerschaft stellten und sich ganz einig waren in ihrer religiösen Einstellung.
Nach dem Zusammenbruch 1945 übernahm Lehrer Elbern dann bis zu seiner Pensionierung die Leitung der Ratheimer Volksschule. (Die Trennung in Grundschule und Hauptschule ist erst im Jahre 1967 erfolgt.)

Lehrer Elbern wohnte mit seiner Familie viele Jahre im gleichen Haus mit Lehrer Schmitz in der Lehrerdienstwohnung an der Burgstraße vor der Schule, die inzwischen in Wohnungen umgebaut wurde.

In den 60er Jahren war Bernhard Elbern für eine Wahlperiode Mitglied des Rates der Gemeinde Hückelhoven-Ratheim. Ein damaliges Ansinnen, Bürgermeister zu werden, lehnte er mit dem Bemerken ab, es heiße: "Landgraf, werde hart," und er könne nicht hart sein.
Nachher hat er dann ein Haus Am Kirchpfad gekauft, wo bei ihm und seiner Frau auch seine unverheiratete Schwester Maria wohnte. Seine soziale Einstellung wurde nicht zuletzt deutlich durch die Gründung einer Sterbekasse als Selbsthilfeorganisation, die er viele Jahre betreute.

Die tiefe Religiosität von Lehrer Elbern trat vor allem in den letzten 10 Jahren seines Lebens in Erscheinung, als er Morgen für Morgen bei der Messe um 8.30 Uhr als Meßdiener fungierte. Damit wurden auch seine Demut und Bescheidenheit deutlich.

Seine Haltung in der Nazizeit als Lehrer und sein Leben in und mit seiner Heimatgemeinde wurden kirchlicherseits gewürdigt durch die Verleihung des Ordens "Pro ecclesia et pontifice" (für Kirche und Papst), der ihm durch Pastor Heinrich Pesch überreicht wurde.

Bleibt zu erwähnen, dass Bernhard Elbern zeit seines Lebens ein froher Mensch war, der gern und herzhaft lachte und der jeden in der Gemeinde freundlich grüßte. Am liebsten sprach er Platt. 1975 ist er im Alter von 88 Jahren gestorben.

(aus dem Pfarrbrief Ostern 2000)



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