Familie Peter Weingartz

von Johannes Bürger
 

Teil I (Pfarrbrief Weihnachten 2002) und Teil 2 (Pfarrbrief Ostern 2003)

Immer schon waren Persönlichkeiten und Familien bedeutsam für das Leben in einem Ort und besonders für die Eigenart und Lebendigkeit einer Pfarre. Der Pfarrbrief sieht es deshalb in den letzten Jahren u.a. als seine Aufgabe an, neben Berichten über das aktuelle Geschehen, die Erinnerung an solche Persönlichkeiten bzw. Familien wachzuhalten, die für das Leben der Pfarre von Bedeutung waren und sind. Das gilt auch für Rektor Peter Weingartz und seine Familie.

Der Lehrer Peter Weingartz wurde 1878 in Kallmuth in der Eifel geboren und erhielt im Jahre 1900 seine 1. Lehrerstelle an der katholischen Volksschule Ratheim. Später wurde er hier Hauptlehrer bzw. Rektor.

Er heiratete Maria Jansen aus der Bauernfamilie Jansen von der Mühlenstrasse aus dem Hause, das bis vor einigen Jahren von der Familie Schiffer bewohnt wurde.

Lehrer Weingartz, so hörte man von der älteren Generation, so u. a. von meinem Vater, war ein tüchtiger, strenger aber gerechter Pädagoge, der den Kindern „viel beibrachte".
Er vermittelte nicht nur Wissen, sondern prägte zwei Ratheimer Generationen auch vom religiösen bzw. menschlichen und charakterlichen her. 1933 wurde er wegen seiner religiösen Einstellung aus dem Schuldienst entfernt, trotzdem er erst 55 Jahre alt war.

Ich habe ihn nicht als Lehrer erlebt, aber als Vertreter des zum Kriegsdienst einberufenen Organisten Max Schaffrath. Ein kleines Erlebnis aus dieser Zeit:

Nach der Abendmesse am 21. Juli 1944 traf ich mit Herrn Rektor Weingartz auf der Orgelbühne unserer Kirche zusammen. Er hatte die Messe auf der Orgel begleitet. Über den Rundfunk war das mißglückte Attentat auf Hitler bekannt gegeben worden. Herr Weingartz sagte zu mir: „Das wäre ein Glück für Deutschland und für die Welt gewesen, wenn das geklappt hätte.".

Die Eheleute Weingartz hatten fünf Kinder, einen Sohn und vier Töchter.

Das Haus Weingartz, Ratheim, Kirchstr. 16, war seit längerer Zeit unbewohnt. Inzwischen ist es von der Familie Zander, die in Garsbeck ein Kinderhaus führt, gekauft und renoviert worden.

In lebhafter Erinnerung ist in unserer Pfarre insbesondere die Stiftung der Geschwister Weingartz, die im Jahre 1992 die Anschaffung einer neuen Orgel für die Pfarrkirche ermöglichte.

Mit Vertrag vom 05. Juni 1984 hatten die Geschwister Weingartz der katholischen Kirchengemeinde Ratheim das Grundstück Gemarkung Ratheim, Flur 51, Parzelle 157, 5.300 qm groß, geschenkt, mit der Auflage, aus dem Verkaufserlös eine neue Orgel für die Pfarrkirche anzu­schaffen. Es handelte sich um Bauerwartungsland, gelegen an der Seitenstrasse der H. Ehlersstrasse.
Aus dieser Parzelle wurden nach langwierigen Verhandlungen 10 bau­reife Grundstücke geschnitten, die nach langem Bemühen an Ratheimer Familien als Baustellen verkauft werden konnten, zu günstigen Bedingungen. Aus dem Verkaufserlös dieser Grundstücke konnte am 8. März 1991 der Einbau einer neuen Orgel zum Preis von 300.000,00 DM bei der Firma Heinz Willbrand, Übach-Palenberg in Auftrag gegeben werden. Die Einsegnung der neuen Orgel durch Pastor Klaus Jansen und Kaplan Michael Stoffels erfolgte dann unter großer Teilnahme der Pfarrangehörigen am 20. Dezember 1992.

Zum Schluß einige Sätze des Aktenvermerkes über das entscheidende Gespräch zwischen den Geschwistern Weingartz (Heinrich, Maria und Käthe) und den Vertretern der Pfarre Ratheim (Pastor Klaus Jansen, stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstandes Heinrich Knorr und Kirchenrendant Toni Zumfeld) am 18. Oktober 1983:

Eingangs erklärten die Geschwister Weingartz, dass schon ihre verstorbenen Eltern gewünscht hätten, dass später einmal das Grundstück an der Gendorfer- Ehlersstrasse an die katholische Kirchengemeinde Ratheim übertragen werden soll. Sie wollten nunmehr den Willen ihrer verstorbenen Eltern erfüllen.

Zum Schluss des Gespräches dankte Herr Pastor Klaus Jansen für diese wirklich großzügige Stiftung. Auch dadurch würde der Name Weingartz dankbar in die Geschichte der Kirchengemeinde Ratheim eingehen."

(aus den Pfarrbriefen Weihnachten 2002 und Ostern 2003)



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