Die Pfarrgemeinde aus der Sicht eines Neumitgliedes

von B. Fabry
 

Als „Zugereiste" wie man im süddeutschen Raum Personen zu bezeichnen pflegt, die erst in jüngster Zeit an einen Wohnort gezogen sind und damit nicht unbedingt zum heimatlichen Urgestein gehören, wurde ich beim Pfarrfest im September an­gesprochen und gebeten, meine Eindrücke von der Pfarrgemeinde St. Johannes der Täufer zu Ratheim zu schildern, zu der ich seit nunmehr eineinhalb Jahren gehören darf.

Bevor ich damit beginne sei mir erlaubt, zum besseren Verständnis noch zu meiner „alten" Pfarrgemeinde Mariä Heimsuchung in Heusweiler (Saarland), genauer zu meinem Verhältnis zu ihr ein paar Gedanken zu Papier zu bringen: Ganz offen gestanden, der Abschied von meiner alten Heimat, insbesondere von meiner Pfarrei ist mir sehr schwer gefallen. Mit ihr war ich fast „von Mutterleib und Kindesbeinen an",- wie es in einem allgemein bekannten Danklied im Gottesdienst heißt- zusammen mit meiner Familie eng verbunden und vertraut; von Jugend an durfte ich in verschiedenen Gruppen und Gremien mitarbeiten, was mir fast immer großen Spaß machte.

Natürlich gab es wie überall auch dort schon einmal Enttäuschungen oder sogar Ärger. Doch die Pfarrei mit ihren vielen mir vertrauten Gesichtern war für mich wirklich ein Stück Heimat von der zu trennen mir richtig wehgetan hat. Damit möchte ich eigentlich nur denen, die mich kennen, erklären, warum ich manchmal - vielleicht etwas nostalgisch angehaucht - stolz und begeistert „ von uns daheim" spreche, dabei aber in keiner Weise etwas Abwertendes über meine neue Pfarrei sagen möchte, in der ich mich zusammen mit meiner Familie mittlerweile schon richtig wohl fühle.

Die Gemeinde St. Johannes der Täufer war mir freilich zur Zeit unseres Umzuges nicht mehr völlig unbekannt: Schon häufig hatte ich zuvor Gelegenheit, - beim Besuch meiner Schwiegereltern den sonntäglichen Gottesdienst mitzufeiern und dabei erfreut festzustellen, dass sich dabei eine sehr bunte, lebendige Gottesdienstgemeinde aus verschiedenen Altersgruppen – übrigens auch mit einer beachtlich großen Messdienerschar unterschiedlichen Alters – traf um gemeinsam zu beten, von Herzen zu singen und das Wort Gottes und eine dazu anspruchsvolle Auslegung zu hören. Ich freute mich, dort auch mir bereits von außerkirchlichen Gelegenheiten bekannte Gesichter anzutreffen, was mir zeigte, dass für viele Menschen in Ratheim die Beziehung zur Kirche wichtig ist.

Kurze Zeit nach unserem Umzug wurden wir von unserem Pastor bei einem Besuch bei uns begrüßt und in der Pfarrgemeinde willkommen geheißen, eine schöne Geste, die uns gefiel und mich dazu ermutigte, meine Mithilfe im Lektorenkreis anzubieten. Auch dort wurde ich sehr freundlich aufgenommen und von da an widerfuhr mir nichts anderes mehr: immer in allen Gruppen, in denen ich mittun darf gab man mir zu verstehen, dass ich gern gesehen bin und irgendwie schon ein bisschen dazugehöre. Das trug merklich zur „ Gesundung meines Herzens" bei (H. Hesse: "Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!"), solche Menschen der Pfarrei halfen mir, hier in Ratheim Fuß zu fassen.

Ein weiteres Zeichen dafür, dass viele Menschen in dieser Gemeinde – denn ich begegne nun einmal der Gemeinde St. Johannes der Täufer nicht irgendwo als abstrakte Größe – sondern immer nur hier und dort in konkreten Menschen, mit denen ich ins Gespräch komme, mit denen ich singe und feiere, aber auch arbeite – nicht nur offen im Sinne von herzlich und gastfreundlich sind, sondern auch Sinne von bereit für Anderes, vielleicht auch mal Ungewohntes, sehe ich darin, dass ich mit Zustimmung unseres Pastors Klaus Jansen zusammen mit anderen, die mich tatkräftig unterstützen, Brauchtum aus meiner früheren Heimat einmal hier „ausprobieren" durfte. Ich erfuhr sehr viel positives Echo und das hat mir erneut das Offensein der Gemeinde veranschaulicht.

Beim Lesen meiner eigenen Zeilen stelle ich fest, dass ich vornehmlich meine Berührungspunkte mit Gemeinde beschrieben, also etwas über die Gemeinde ausgesagt habe, wo ich ihr begegne und Kontakt aufgenommen habe, aber offen gestanden, wie anders sollte ich von meinen Eindrücken berichten?

Ich weiß noch um andere dankenswerte Einrichtungen, wie z. B. den Krabbelgottesdienstkreis, die „Caritas der Gemeinde", ihre Besuchsdienste, uni Kreise, in denen Glaubensgespräche angeboten werden, um den Chor „Klangfarben", um den Kreis „Ehe und Familie", um Angebote der Erwachsenenbildung, die Handarbeitsfrauen, um den „Eine Welt Kreis", um die alljährlichen Ferienspiele, an denen unsere Kinder schon einmal mit großem Spaß teilgenommen haben, um das Pfarrfest und vieles mehr, - die ich allesamt sehr befürworte und ich bin froh darüber, dass es sie gibt. Sie alle sind Ausdruck der Vielfältigkeit und Lebendigkeit dieser Pfarrgemeinde.

Kurzum: Ich bin froh und dankbar, mit meiner Familie in eine solche Gemeinde aufgenommen zu sein, die es mir darüber hinaus erlaubt, meinen Möglichkeiten entsprechend mitzutun.

(aus dem Pfarrbrief Weihnachten 2003)



Pfarrgemeinde St. Johannes d.T. Ratheim 

und unsere Gemeinschaft der Gemeinden