Dariusse Jööf

von (?)
 

Allen Ratheimern ist der am 25. November 1980 hier verstorbene Konrektor i. R. Josef Darius noch in guter Erinnerung. Herr Darius ist in Ratheim besser unter dem Namen "Dariuse Jööf" bekannt. Er stammte aus der alten Metzgerfamilie Darius von der Vennstraße, dort wo heute das Postgebäude steht. Herr Darius war in Schaufenberg und in Ratheim jahrzehntelang Lehrer, zuletzt Konrektor an der Kath. Grundschule Ratheim. Zeit seines Lebens spielte er auch im Ratheimer Vereinsleben eine aktive Rolle.

"Dariuse Jööf" war ein von tiefer Heimatliebe beseelter, treuer Sohn des Landes an der Rur und vor allem des Ortes Ratheim. Seine besondere Liebe galt der heimischen Mundart. So hielt er in den letzten Jahren seines Lebens mehrere Zusammenkünfte mit älteren Mitmenschen in Krickelberg, um mit ihnen über Geschehnisse im alten Ratheim und über längst verstorbene Mitbürger seines Heimatortes in Plattdeutsch zu plaudern.

Ich bin heute noch froh, des öfteren mit Herrn Darius an einem Stammtisch samstags abends zusammen gewesen zu sein und dabei vor allen Dingen die Geschichten vieler alter Ratheimer Familien bis in die letzten Verästelungen hinein erfahren zu haben. Bei meinem letzten Zusammensein mit ihm, etwa 2 Wochen vor seinem Tod, gab er mir einen Zettel, auf den er in Anlehnung an die 8 Seligkeiten des Evangeliums auf Plattdeutsch 8 Punkte aufgeschrieben hatte, die aus der Sicht eines Achtzigjährigen an jüngere Mitbürger gerichtet sind. Die Aufzeichnung ist m. E. in zweifacher Hinsicht wertvoll, weil sie nämlich einerseits in humorvoller Form jüngere Leute auf kleine und große Probleme der älteren Menschen hinweist und sie andererseits in Plattdeutsch überliefert, wie es in Ratheim früher und im wesentlichen auch heute noch gesprochen wird:

  1. Sellech, die verstoah könne, dat ech all jät schluff on rasel.
        (Selig, die verstehen können, dass ich schon etwas schlurfe und zittere)
  2. Sellech, die bejriepe, dat ech ärch lüstere mott, om alles de verstoan, watt man mech sätt.
        (Selig, die begreifen, dass ich angestrengt zuhören muss, um alles zu verstehen, was man mir sagt)
  3. Sellech, die wete, dat min Ooge dröf on min Jedanke nit ömmer janz dabej sind.
        (Selig, die wissen, dass mein Auge trüb und meine Gedanken nicht immer ganz dabei sind)
  4. Sellech, die all ens be mech stoah blieve on mech jät vertälle.
        (Selig, die schon mal bei mir stehen bleiben und mir etwas erzählen)
  5. Sellech, die mich wiete lotte, dat se mech noch liee könne on ech noch jet waet bön.
        (Selig, die mich wissen lassen, dass sie mich noch leiden können und dass ich noch etwas wert bin)
  6. Sellech, die nie sare: "Dat Stökske hat ör mech hüüt all twiemoal vertällt."
        (Selig, die nie sagen: "Diese Anekdote habt Ihr mir heute schon zweimal erzählt)
  7. Sellech, die die Aue noch e bettsches jär hant on se nit vör Hoot on Koahle legge lotte.
        (Selig, die die Alten noch ein wenig gern haben und sie nicht für Holz und Kohlen [d.h. Alltagsgeschäfte] unbeachtet liegen lassen)
  8. Sellech, die joot ob mech sind on mech die paar Jörkes, die ech noch hann, lechter make.
        (Selig, die gut zu mir sind und mir die paar Jährchen, die ich noch vor mir habe, leichter machen)

(aus dem Pfarrbrief Ostern 1985; "Übersetzungen" von Helmut Winkens)
 


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