Pfarrgemeinde St. Johannes d.T. Ratheim 

und unsere Gemeinschaft der Gemeinden


Ratheimer Originale

aus der Ratheimer Chronik von Peter Schlebusch


Belle Drickes

Belle Drickes (Mertens Heinrich) war ein Hüne von Gestalt und hatte auch eine ungeheure Körperkraft. Er bearbeitete seinen kleinen Acker mit einer Kuh. Konnte nun die Kuh den voll beladenen Karren nicht mehr ziehen, so spannte Drickes die Kuh aus, band sie hinten am Karren fest und zog den Karren selbst.

Drickes hatte jenseits der Rur eine Heuwiese. War das Gras gemäht, so fuhr er das Heu mit einer Schubkarre nach Hause. Dieses ging folgendermaßen zu:
Das Heu wurde in Bündeln zusammen gebunden und fünf solcher Bündel auf die Schubkarre geladen; sie wurden dann mit einem Seil fest auf die Schubkarre gebunden. Drickes schob nun die Schubkarre bis zur Rur, hob sie samt dem Heu auf seine Schulter und trug alles durch die Rur. Am anderen Ufer angekommen schob er dann die Karre mit dem Heu seiner Behausung in Vogelsang zu.

Eines Abends im Winter kam Drickes nach Garsbeck, um in einem Hause zu klengere (erzählen). Es waren schon einige Männer von Garsbeck dort versammelt und unterhielten sich darüber, wie sie einen Baum, der im Bruch lag, heraus bekommen könnten. Drickes erkundigte sich während des Gesprächs, wo der Baum liege. Dann stand er auf und sagte, er müsse einmal austreten. Auf einmal hörte man einen schweren "Bumms" und die Männer liefen erschreckt vor das Haus, wo der schwere Baum lag und Drickes daneben stand und lachte.

Drickes war auch ein guter Esser. Er musste einmal bei einer Beerdigung den Sarg mit tragen und wurde deshalb auch auf den Begräbniskaffee eingeladen. Drickes aß dabei 14 Schnitten Weissbrot und trank dazu 10 Tassen Kaffee. Auch eine Leistung!

 


Gotthard

Gotthard war Holländer und Knecht bei einer Bäuerin auf der Vennstraße. Er war sonntags von morgens bis zum späten Abend betrunken und sagte zu jedem "Du". Er hatte aber auch eine gute Eigenschaft: er war gut zu seinem Arbeitspferd.

Eines Tages trafen Pfarrer Offermanns und Gotthard zusammen. Pfarrer Offermanns belehrte Gotthard in seiner gütigen Art, er solle nicht soviel Schnaps trinken und nicht zu jedem "Du" sagen.
Gotthard zum Pastor: "Herr, ich sage zu jedem Du, blos för dech net on för de Bürjermester."

 


Merkens Thei

von Peter Knippertz

Folgendes ist noch in meiner Erinnerung: Merkens Thei, der auf Hall beschäftigt war, musste mit einem Wagen, vor den Esel gespannt waren, allerlei kleines Material fahren. Kam nun Thei mit seinem Eselgespann dort vorbei, wo wir Jungen spielten, so wurde Thei aufgehalten, indem eiener versuchte, mit Thei eine Unterhaltung anzufangen; während dieser Zeit spannten andere die Esel aus dem Wagen. Diese, befreit von ihrem Arbeitsgeschirr, trippelten frohgemut dem heimatlichen Stall auf Haus Hall zu.
Thei, durch das Trippeln der Esel aufmerksam geworden, rief: "De Teufe hant die die Ese utespanne!" Er lief dann zum Gaudium der Jugend den Eseln nach, die er aber erst am heimatlichen Stall auf Haus Hall einfangen konnte.

Übrigens war Thei einer der am schönsten gebauten Menschen die es gab - dieses wurde auf der Militärmusterung in Heinsberg vom Militärarzt festgestellt.
Auch war Thei langjähriger Fahnenträger bei der St. Josef Junggesellen-Schützenbruderschaft.