Pfarrgemeinde St. Johannes d.T. Ratheim 

und unsere Gemeinschaft der Gemeinden


Wie sah es früher da aus, wo heute die Buscher Siedlung steht?

von Karl Moll (Kobbenthaler Hof)
 

Ich bin gebeten worden, als alter Buscher aus meiner Erinnerung etwas darüber zu berichten, wie es früher da aussah, wo heute die Buscher Siedlung ist.

Vor dem Bau der Bahnstrecke im Jahre 1912 führte die heutige verlängerte Bernhard-Meurer-Straße vom "Pött" aus als Hauptverbindungsstraße nach Schaufenberg, über die auch die Schaufenberger zur Ratheimer Kirche kamen.
In den Jahren 1920 - 22 wurde der Rangierbahnhof der Zeche ausgebaut und ein sog. "Grüner Weg" jenseits des Bahnkörpers als Vorläufer der heutigen Jacobastraße angelegt. Grüne Wege hießen deshalb so, weil sie mit Gras bewachsen waren und von der Gemeinde an Kleinlandwirte für das Beweiden mit Kühen gegen eine geringe Gebühr verpachtet waren.

Gegenüber dem Bahnübergang war eine 2 m hohe Böschung. Die Buscherbahn war immer schon da und hatte links und rechts einen offenen Wassergraben. Hinter dem Bahnkörper war Ackerland, und links führte als erster Weg der Diebsweg durch die Flur "Auf dem Bär" bis zum Faulendriesch, und rechts gegenüber hieß der Diebsweg "Auf dem Kamp" und führte nach Schaufenberg.
Weiter in Richtung Kleingladbach, wo heute rechts die Schulte-Braucks-Straße zum Reitplatz führt, war eine große Wassermulde, die das gesamte den Berg heruntertreibende Regenwasser zum Bammich führte zu den "Flachseichen". Gegen­über der Schulte-Braucks-Straße führte damals schon der Mühlenweg in die "Hött" und weiter zu den "Haller Tannen", die heute leider mit Abraum der Zeche zugekippt sind.
Entlang der jetzigen Breslauer Straße führte ein offener Wassergraben, der ganzjährig mit Wasser gefüllt war und den man "et Wejerke" nannte. Der am "Wejerke" vorbeiführende Fußweg verband das Geländeader Freilichtbühne - "Flachsbleiche" - auf der tatsächlich Theaterstücke aufgeführt wurden (heutiger Reitplatz) mit dem Grünen Weg entlang des Bahngeländes nach Schaufenberg.

Noch ein paar Flurbezeichnungen aus dieser Zeit: Die Grundstücke oberhalb der jetzigen Breslauer Straße an der Buscherbahn nannte man "Auf dem Wasch". Hier war zu meiner Jugendzeit noch ein tiefer Brunnen. Ganz früher hatte dort einmal das Wohnhaus der Familie Wasch gestanden, die nachher zur Wallstraße gezogen war. Die Grundstücke darunter nannte man 'Köche Häuschen", weil sie einer Familie Köch aus Bad Neuenahr gehörten.

Das Gelände auf der Buscherbahn war hauptsächlich in kleine Parzellen eingeteilt. Der Dung wurde von Busch aus mit der Schubkarre dorthin gefahren. In Busch gab es 18 Familien, die Kühe besaßen. Andere Familien hatten 3 - 4 Ziegen. Nach der Jahrhundertwende besserten die Buscher Kleinlandwirte ihre Einkommensmöglichkeiten durch Arbeit bei den Schuhfabriken Winkens, Heinrichs und Jansen in Ratheim auf. Der Tageslohn in einer Schuhfabrik betrug 5,50 DM. Der damalige Inhaber der Schuhfabrik Jansen, Bernhard-Meurer-Straße, der Großvater des jetzigen Inhabers, fuhr anfangs noch mit der Schubkarre nach Köln, um dort die in seiner Fabrik produzierten Schuhe zu verkaufen.

Mit dem Bau der alten Buscher Siedlung im Jahre 1932 änderte sich das Gelände jenseits der Bahn völlig. Jetzt erst wurden die Ackerstraße, die Feldstraße und die Grünstraße angelegt und der Diebsweg ausgebaut.
Zu der weiteren Entwicklung in diesem Gelände nach dem 2. Weltkrieg kann ich noch nachtragen, dass dort, wo heute die Bammich-Siedlung und das "Haus der Begegnung" sind und die 42 neuen Häuser entstehen, eine völlige Veränderung der Eigentumsverhältnisse durch die Flurbereinigung 1957 - 59 eintrat. Ursprünglich war "Am Weidchen" eine Kirche vorgesehen. Das ist das Gelände zwischen den Ende der 50er Jahre gebauten zweigeschossigen Häusern und dem Faulendriesch. Dies scheiterte aber am Einspruch der Zeche, die nach dorthin ihr Betriebsgelände erweitern wollte. Die Flurbereinigung legte dann der Kath. Kirchengemeinde einige Flächen dorthin, wo jetzt das HdB steht. Zwei Buscher Familien schenkten der Kirche einige Parzellen dazu, so dass dort ausreichend große Grundstücke für das Kirchengebäude, den Kindergarten und den daneben liegenden Bolzplatz vorhanden waren.

Der Gemeinde Hückelhoven-Ratheim wurde das unterhalb liegende Gelände zwischen Königsberger und Breslauer Straße zugewiesen, weil diese dort eine Schule bauen wollte. Dieser Plan wurde dann aber Anfang der 60er Jahre aufgegeben.
 

(aus dem Pfarrbrief 1986/3)